Vor einigen Tagen ging es hier und hier um Personenkontrollen, bei denen die Hautfarbe oder ein „anderes Aussehen“ eine Rolle spielt. Ich habe noch einige Erfahrungsberichte zu dem Thema erhalten, die ich hier wie angekündigt gerne veröffentliche.
Bericht 1
Ich bin dunkelhäutig und kann den Eindruck, der sich in den anderen Erfahrungsberichte widerspiegelt nur bestätigen. Ich kann es natürlich nicht beweisen und es ist mein rein subjektiver Eindruck, aber ich glaube ich werde häufiger kontrolliert und mitunter auch gründlicher. Insbesondere in Zügen und Bahnhöfen.
Ich bin eigentlich gegen die Möglichkeit den Doktortitel in den Ausweis eintragen zu lassen. Hatte irgendwann aber genug und habe es dann doch machen lassen. Auch hier ist mein subjektives Gefühl, dass es tendenziell einen positiven Einfluss auf die Höflichkeit die mir bei den Kontrollen entgegengebracht wird hat (natürlich erst nachdem ich den Ausweis ausgehändigt habe).
Bericht 2
Gegen Ende meines Studiums bin ich regelmäßig mit dem Zug aus Oberfranken zu meiner Lebensgefährtin in eine süddeutsche Stadt nahe der Schweizer Grenze gefahren. Scheinbar wurde/wird (?) die Zugverbindung gerne für den Transport illegaler Substanzen genutzt, weswegen dort Personenkontrollen stattfanden (in beiden Richtungen).
Einem alten studentischen Brauch folgend, habe ich mit Beginn meiner Abschlussarbeit aufgehört mich zu rasieren und meine Haare lange wachsen lassen. Da bei jener Zugfahrt, die für die Geschichte relevant ist, schon geraume Zeit in die Erstellung meiner Abschlussarbeit geflossen war (ca. 1 1/2 Jahre) und ich während des Studiums einen eher legeren Kleidungsstil pflegte, mag meine Erscheinung sehr eigen gewesen sein – vermutlich zwischen Hippie und vermeintlichen Terrorist anzusiedeln.
Es begab sich nun so, dass ich mit dem Zug erneut unterwegs nach Süddeutschland war, und am einen Ende des Zugwaggons saß. Am anderen Ende stiegen Polizeibeamte in Zivil ein und begannen, der Reihe nach alle Fahrgäste zu kontrollieren. Dies wäre die erste Personenkontrolle meines Lebens gewesen, ich hatte schon meinen Ausweis gezückt und freute mich auf die Kontrolle. Als ich endlich als letzter an der Reihe gewesen war, gingen die Polizisten allerdings einfach an mir vorbei und ich hörte den einen Polizisten zum anderen raunen: „Nein, das wäre jetzt zu offensichtlich, den kontrollieren wir nicht“. Etwas enttäuscht durfte ich dann, ohne kontrolliert worden zu sein, meine Zugfahrt fortsetzen.
Bericht 3:
Ein mir sehr gut bekanntes Pärchen ist mit einem Dunkelhäutigen befreundet, der auch regelmäßig vor allem am Bochumer Hbf kontrolliert wird.
Einmal haben sich die drei verabredet, Treffpunkt war in der Bahnhofshalle. Als die beiden ankamen, wurde ihr Bekannter gerade wieder kontrolliert.
Sie haben sich dann daneben gestellt und gewartet. Der Polizist meinte dann etwas wie „Ach Sie gehören zusammen?“ und hat die Kontrolle sofort beendet.
Bericht 4
Ich habe zwar einen Doktortitel im Pass, hatte ihn aber nicht dabei, war irgendwie der Meinung Wien-Köln ist Schengen, da braucht man nix.
Es war gerade high-life bei der für mich überraschenden Passkontrolle (irgendeine Terrorwarnung), eben auch für Schengen, ich hab mich halt auf gut Glück trotzdem angestellt.
Als ich dran war hat mich die Polizistin gleich mal angeblafft, ob ich nicht wüsste dass immer ein Dokument mitzuführen sei, ich hab noch höflich erwidert bei uns in Wien nicht, und ich wäre damit zwar im Irrtum aber eben trotzdem da. Unruhiges Wetzen am Sitz, so ginge das keinesfalls, sie müsse (den Grenzschutz?) holen, ich augenverdrehend erwidernd, wenn sie sich da so sicher sei dass das nicht anders geht, sie grantig retour, woher sie denn wissen solle wo ich tatsächlich her sei.
Und dann die Lösung: Bisher zwar gefärbtes aber doch Hochdeutsch, jetzt ich im breitesten Dialekt, ob nicht meine Sprache meine Herkunft eindeutiger als jeder Pass belegen würde.
„Hean Sie net aun dem wia i red vo wo i bin ? Des kaun net eana ernst sei!“
Der Kollege neben ihr musste grinsen, und nach kurzer Beratung entschied man sich, mich – nach eindringlicher Ermahnung – ziehen zu lassen. War ein echtes Erlebnis, auch für die Umstehenden :-)
Vielen Dank für die Einsendungen!