Esser wechselt den Anwalt

Der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser wechselt den Anwalt. Bei der Neuaflage des Untreueprozesses wegen Millionenzahlungen bei der Übernahme durch Vodafone wird künftig der Berliner Strafverteidiger Daniel Krause für Esser arbeiten. Er löst Sven Thomas ab, berichtet das Handelsblatt.

Die Zeitung spekuliert, Essers Starrsinnigkeit könne Grund für den Anwaltswechsel sein. Der ehemalige Mannesmann-Chef hat wiederholt erklärt, dass für ihn nur ein Freispruch in Frage kommt. Von Seiten der Düsseldorfer Justiz, das war schon in mehreren Zeitungen zu lesen, soll aber auch signalisiert worden sein, dass eine Einstellung des Verfahrens möglich ist, sofern die Angeklagten hohe Geldauflagen zahlen.

Nicht richtig ist in dem Artikel, dass dass das Verfahren nur einheitlich eingestellt werden kann. Deutsche-Bank-Chef Ackermann kann zum Beispiel auch eine Auflage zahlen und aus dem Verfahren ausscheiden, während es Esser auf ein Urteil ankommen lässt.

(Link gefunden in der Handakte)

El Masri: Anwälte protestieren gegen Lauschangriff

Der Lauschangriff der Polizei auf den Anwalt des von der CIA entführten Deutschen Khaled El Masri löst Proteste aus. Die Iniative bayerischer Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger wendet sich mit einer Erklärung gegen die zweifelhafte Aktion:

Mit Empörung haben wir heute aus der Presse erfahren, daß der Kollege Gnjidic, der engagiert und couragiert den Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri wegen dessen Entführung und illegalen Verschleppung durch die CIA vertritt, über Monate hinweg abgehört wurde.

Initiiert wurde die nach unserer Auffassung eindeutig rechtswidrige Maßnahme durch die Staatsanwaltschaft München I, deren eigentliche Aufgabe die Aufklärung der Entführung und Verschleppung sowie die Strafverfolgung der Entführer von Khaled el-Masri ist. Daß diese Ermittlungen in der Vergangenheit mit besonderem Eifer oder Erfolg betrieben worden wären, ist nicht ersichtlich.

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Kein Ticket für Kongo

Einige Bundeswehrsoldaten werden womöglich nicht mit in den Kongo dürfen. Sie sind, so die Welt, mit „zweifelhaften Sexpraktiken“ aufgefallen. Unter anderem soll Soldaten bei Feiern Obst ins Gesäß geschoben worden sein. Anschließend sei mit einem Paddel draufgeschlagen worden.

Sicherlich ist so was nicht zu tolerieren. Aber für mich klingt das eher nach barbarischem Ritual, weniger nach, nun ja, exzentrischer Sexualität.

Bericht in der Welt.

(Danke an Danny Faak für den Link)

Falsch investiert

Vorhin habe ich in einer Sache zum zweiten Mal vor einem Strafrichter gesessen. Ohne Mandant. Beim ersten Mal sah der Richter von bösen Dingen ab, einem Vorführbefehl zum Beispiel. Stattdessen erließ er einen Strafbefehl.

Gegen den legte ich Einspruch ein. Denn der Mandant, der die erste Ladung nicht bekommen hatte, wollte die Sache unbedingt verhandelt wissen. Wir haben den zweiten Verhandlungstermin sogar noch vorbereitet. Wo und wann waren also hinreichend bekannt.

Und jetzt kommt er wieder nicht, sagt auch vorher nicht ab. Also wird der Einspruch gegen den Strafbefehl verworfen. Jetzt brauchen wir schon sehr gute Entschuldigungsgründe, um die Sache wieder in Gang zu bekommen.

Das alles wäre mir ja keine Erwähnung wert, hätte der Auftraggeber nicht schon meine Rechnungen bezahlt. Und zwar auch die für den heutigen Termin.

Das war dann wohl wirklich eine Fehlinvestition (im Anschluss an den vorigen Beitrag).

Ich bin enttäuscht

„Ich bin enttäuscht von Ihnen.“

Ich beginne Telefongespräche gern mit erfreulicheren Aussagen. Aber es war eine Fast-Mandantin, die mir diesen Satz entgegenschleuderte.

Was war geschehen?

Die Dame hatte schon zum wiederholten Male angerufen. Und mir ihre Geschichte erzählt, die sich um einen Haftbefehl dreht. Der ist nach einigen Wochen außer Vollzug gesetzt worden, aber das Verfahren geht nicht voran. Ihr Verteidiger tut nichts, hat keine Ideen. Sagt sie. Ob ich helfen kann?

Gute Frage. Aber ohne Aktenkenntnis seriös nicht zu beantworten. Ich habe ihr deshalb angeboten, mir die Ermittlungsakte zu schicken. Dann würde ich mir mal reinsehen und sagen, was die Einarbeitung und der Entwurf eines Strategiepapiers kosten.

Ich kriegte drei prall gefüllte Leitz-Ordner. Offensichtlich kein Fall für fünf Minuten. Ich kalkulierte drei Stunden und teilte das der Frau mit. Verbunden mit der Bitte, einen Kostenvorschuss zu überweisen, wenn ich für sie tätig sein soll.

Dass ich für meine Arbeit bezahlt werden möchte, führte dann zu dem denkwürdigen Satz:

„Ich bin enttäuscht von Ihnen.“

Mit dieser Enttäuschung muss ich wohl leben, wenn ich früher oder später nicht verhungern will.

Die Hoheit kommt – alles glänzt

Von EBERHARD PH. LILIENSIEK

Wir schreiben das Jahr 2006. Kaiser und Könige sind abgeschafft. Aber es gibt noch Majestäten. Anne-José Paulsen, die Präsidentin des Oberlandesgerichts Düsseldorf, gehört offenbar dazu. Sie besucht derzeit in ihrem (Be-) Reich die Untertanen. Die sind zwar keine, aber einige benehmen sich so.

Eigens aus Anlaß des Besuchs der Hoheit aus Düsseldorf wurde der Garten des Amtsgerichts Langenfeld hergerichtet. Von vier Gefangenen der Justivollzugsanstalt Bochum-Langendreher, in der der offene Vollzug gepflegt wird. „Unser Garten sah aus wie Kraut und Rüben“, beschwichtigt Amtsgerichtsdirektor Lutz Wollenhaupt, „der musste sowieso gemacht werden“.

Aber, na ja, in „gewisser Weise“ bestehe schon ein Zusammenhang. Denn er habe gedacht, wenn schon der Garten einen gepflegten Eindruck machen soll, dann, bevor der Hohe Besuch aus der Landeshauptstadt kommt.

Vorgestern ist Frau Oberlandesgerichtspräsidentin Paulsen in Düsseldorf vom dortigen Herrn Landgerichtspräsidenten Heiner Blaesing empfangen worden. Es war wohl der reine Zufall, dass der Kaffee noch in mehrfach benutztem Geschirr gereicht wurde. Denn gerade am Tag zuvor musste ein Wachtmeister neues Porzellan kaufen gehen. 50 Tassen und Untertassen zu 74,50 Euro. Behördensprecher Ulrich Thole sieht keinerlei Zusammenhang. Das Porzellan sei „für das Pensionärstreffen“ angeschafft worden. Das ist im Oktober. Zufälle gibt es. Auch noch im Jahre 2006. (pbd)

Kalt lächelnd

Für zwei wortlos über den Tresen gereichte Eisteeflaschen, ein paar Minuten zuvor am Kiosk in Kö-Nähe gekauft, gab mir eine andere Bedienung kalt lächelnd 30 Cent zurück.

Die Welt ist bei uns zu Gast, und wir verarschen sie beim Getränkepfand.

Spitzelsteuersatz

In Deutschland gibt es tatsächlich einen Spitzelsteuersatz. V-Leute der Geheimdienste zahlen gerade mal pauschal zehn Prozent Einkommenssteuer, berichtet das Handelsbatt.

Damit dürfte Spitzeltätigkeit in Deutschland zu den lukrativsten Einkommensquellen zählen. Denn schon der Eingangssteuersatz liegt bei 15 Prozent. Die Bundesregierung begründet den günstigen Tarif mit dem Hinweis, Spitzel könnten ja kaum Werbungskosten geltend machen. Sonst wäre ihre Tätigkeit nicht mehr geheim.

Anscheinend traut die Regierung dem Steuergeheimnis wenig zu, das die Finanzämter zu beachten haben.

(Link gefunden in der Handakte)

El Masris Anwalt abgehört

Die Polizei soll bis in die jüngste Zeit den von der CIA entführten Deutschen Khaled el Masri abgehört haben. Aber auch sein Anwalt soll belauscht worden sein. Focus online berichtet, das Münchner Amtsgericht habe am 11. Januar 2006 angeordnet, Festnetz und Handy des Anwalts abzuhören. Der Beschluss soll am 11. April 2006 verlängert worden sein.

Callboy-Prozess: keine Beleidigungen

Ein erster Bericht über die mündliche Verhandlung vor dem Amtsgericht zwischen Callboy Torsten und einem Blogger. Torstens Anträge haben keinen Erfolg.

Der Blogger verpflichtet sich aber im Rahmen eines Vergleichs, Torsten künftig nicht zu beleidigen. Auch wird er seine Kommentare überprüfen, damit Torsten dort nicht beleidigt wird.

Nachtrag: Weiterer Prozessbericht auf Jurabilis und noch einer bei Josh K. Phisher

Nachtrag 2: Eine schöne Nachbetrachtung und ein zutreffender Ausblick auf Ich Blog Dich!

Zuletzt zum Thema: Nicht verklagt

Kleine Rache

Manchmal verstehe ich die Leute nicht. Das Gericht fällt ein Urteil, wonach sie den Betrag X zuzüglich Zinsen zahlen müssen. Wenig später geht Betrag X ein, aber ohne Zinsen. Und dabei bin ich mir sicher, dass der gegnerische Anwalt dem Schreiben an seine Mandanten sogar eine Aufstellung beigefügt hat, wie hoch die Zinsen sind (Zinsrechner).

Aber das scheint die Rache des Unterlegenen zu sein. Zahlen müssen wir wohl, auch wenn es ein krasses Fehlurteil ist. Aber Zinsen? Kommt nicht in Frage!

Der kleine Triumph ist allerdings nur von kurzer Dauer. Und auch nicht unbedingt billig, jedenfalls im Verhältnis zur noch offenen Summe. Gerade habe ich wieder so ein Schreiben diktiert. Es sind 26,01 € Zinsen offen. Dazu kommen jetzt schon 13,92 € Anwaltsgebühren.

Prozesskostenhilfe auf dem Prüfstand

Von EBERHARD PH. LILIENSIEK

Bevor der Staat einem Bürger finanziell hilft, einen anderen zu verklagen, wird amtlich geprüft: Ist der Kläger überhaupt bedürftig, wird die Klage zur Durchsetzung von Ansprüchen auch notwendig sein und hat sie eine Aussicht auf Erfolg? „So soll es ein“, sagt Ulrich Hermanski vom Landes-Justizministerium, „so ist es aber nicht“. Denn die kontrollierenden Richter sind schon mal eher lässig, sie haben auch nicht alle erforderlichen Befugnisse oder sie werden belogen und damit der Staat betrogen.

„Die Prozesskostenhilfe läuft aus dem Ruder“, stöhnt und warnt denn auch Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU). Von 1998 (86 Millionen Euro) sind bis 2004 die Ausgaben um 31 Prozent auf fast 113 Millionen Euro gestiegen. Deswegen will die Ministerin jetzt streng durchgreifen und – mit Hilfe des Bundesrates – die Bestimmungen in der Zivilprozessordnung (ZPO) ändern lassen.

Ihr ist dabei ein Fall aus Gütersloh bekannt, der für Aufsehen sorgt. Eine Frau, angeblich arm, wollte eine Prozesskostenhilfe für den Scheidungsprozess haben. Bevor die übliche schmutzige Wäsche gewaschen wurde, wirbelte ein anonymes Schreiben den Dreck schon auf. Tatsächlich fuhr die 47-Jährige ein neues Auto der Marke Mercedes, sie hatte sich bei einem Schönheitschirurgen operieren lassen und besaß eine Kapitallebensversicherung. Die hätte sie zur Prozessführung beleihen müssen, befand Amtsgerichtsdirektor Edmund Rammert. Doch seine Kollegen urteilten nach ihrem Ermessen – die Steuerzahler hatten die Scheidungskosten zu zahlen.

So nicht, meint die Ministerin. Selbstverständlich sei es wichtig, das betont Müller-Piepenkötter, jedermann den gleichen Zugang zu den Gerichten zu verschaffen (was früher diskriminierend „Armenrecht“ genannt wurde). Hier folgt gleich mehrfach ein „aber“. Die Ministerin will gesetzlich klarstellen lassen, dass Prozessbeteiligte erstmal einen Bankkredit in Anspruch nehmen sollen. Wenn das nicht geht, könne die Hilfe vom Staat gezahlt werden. Dem soll es dann über den Richter aber auch möglich sein, die Konten der Antragssteller abzufragen – also dessen wirtschaftliche Verhältnisse aufzuklären. Das dürfen Sozialämter bekanntlich schon. Die Richter aber nicht, obwohl die Prozesskostenhilfe eine Sozialleistung ist.

Schließlich soll die Art und Weise der Rückzahlung verschärft werden. Bislang sieht die ZPO höchstens 48 Raten vor. Diese Beschränkung soll ganz entfallen. Und: Die Höhe der Raten muss neu bestimmt werden. Das bedeutet im Ergebnis, dass im „Rahmen der Zumutbarkeit“ die Teilbeträge künftig angehoben werden können. Der Rotstift ist angesetzt, die Diskussion aber noch offen. Der Bundesrat hat seine Initiative der Bundesregierung zugeleitet, die hat noch zwei Wochen Zeit zur Stellungnahme an den Bundestag. Auf dessen Zustimmung hofft Justizministerin Müller-Piepenkötter inständig: „Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen könnte sichergestellt werden, dass die Kosten nicht weiter ansteigen. Sondern sinken.“ (pbd)

Lotto Team: nur eine „Tippgemeinschaft“

Von EBERHARD PH. LILIENSIEK

Die Anklage ist einfach und entsprechend gut zu verstehen. Die beiden Veranwortlichen des Düsseldorfer Konzerns „Lotto Team“ sollen ab 1997 bis 2002 bundesweit eine illegale Lotterie betrieben und dabei knapp 30 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben. Doch Staatsanwältin Birgit Blum brauchte 44 freudlose Minuten, um der 3. großen Strafkammer beim Landgericht Düsseldorf auch jeden Cent der Lotterie, Körperschafts- und Gewerbesteuer vorzurechnen.

Um sich dann von der Verteidigung des Hauptangeklagten Eckard Schulz (66) sagen lassen zu müssen, sie sei gar nicht im Recht. Während Blum zum Prozeßauftakt noch davon sprach, Schulz und seine „rechte Hand“ Monika Käferböck (54) hätten „gegenüber den Finanzbehörden unrichtige oder unvollständige Angaben gemacht“, drehte die Verteidigung den Spieß um und klagte den Staat an. „Der treibt das Glücksspiel hoch drei“, sagte einer der vier Anwälte von Schulz.

Doch das Monopol des Staates beim Lotto sei verfassungswidrig. Damit auch die Bestimmung, die ein öffentliches Lotteriespiel ohne behördliche Genehmigung unter Strafe stellt. Im Übrigen habe der Chef von Lotto Team gar keine Lotterie veranstaltet. Der Anwalt sieht das Einsammeln von Spielscheinen (die zumeist gar nicht an den amtlichen Deutschen Lottoblock weitergegeben wurden) als „erweiterte Tipp-Gemeinschaft“. Und die habe, folgerichtig, auch keine Steuern zu zahlen.

Kurz: Nicht die Strafkammer, sondern das Bundesverfassungsgericht müsse den Fall entscheiden. Möglichst sofort. Außerdem: „Unser Mandant ist ein streitbarer Geist, der sich nicht einfach einschüchtern lässt“. Diese Drohgebärde aber imponierte den drei Berufs- und den beiden Laienrichter nicht: Sie verhandeln weiter. (pbd)

Nachtrag: Ich bin mit Anwaltsschreiben aufgefordert worden, Teile des Beitrags und eine Vielzahl von Kommentaren zu löschen. Dem bin ich, teilweise, im ersichtlichen Umfang nachgekommen. U.V.

Für den Papierkorb

Lieber Faxspammer, mach dir keine Hoffnungen. Deine jeweils 235 Seiten blöder Text kosten uns kein Papier und keinen Toner. Die laufen jeweils in eine hübsche kleine Datei. Die wiederum wird sofort in den Papierkorb verschoben.

Außerdem hat bei der Telekom schon jemand ein Knöpfchen umgelegt, um festzustellen, von welchem Anschluss aus du deine Scherze treibst.

Nachtrag: Der Herr im T-Punkt war sehr nett. Es dauert ungefähr 60 Minuten, bis die Fangschaltung läuft. Wegen Fußball vielleicht auch 90.