Krankenhaustourismus der besonderen Art war heute ein Thema am Amtsgericht Lehrte. Dort saß ein obdachloser Mann auf der Anklagebank, der mehrere hundert Male Krankheiten vorgetäuscht haben soll, um in Kliniken übernachten zu können.
Schon in der Vergangenheit hatte der Angeklagte rund 200-mal als Rollstuhlfahrer in Kliniken eingecheckt, unter anderem mit der Behauptung, er sei an Multipler Sklerose erkrankt. Das brachte ihm eine zweieinhalbjährige Freiheitsstrafe wegen gewerbsmäßigen Betrugs ein. Diese Strafe saß er vollständig ab. Nach der Haftentlassung ging der Mann wieder auf Tour. Er häufte rund 60 weitere Klinikaufenthalte an, die seiner Krankenkasse mit 121.443 Euro berechnet wurden.
Vor Gericht berief sich der Angeklagte auf „Stimmen im Kopf“, denen sei er nicht gewachsen gewesen. Das nahmen ihm die Richter allerdings nicht ab, schon wegen des planmäßigen Vorgehens. Strafmildernd berücksichtigte das Gericht aber eine Persönlichkeitsstörung. Am Ende dennoch eine neue Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten. „Seien Sie froh, dass Sie die Krankheiten, die Sie vorgetäuscht haben, nicht wirklich haben“, gab der Vorsitzende dem Angeklagten mit auf den Weg zurück in die Untersuchungshaft.