Ein elfjähriges Mädchen aus Siegen hat ein Baby bekommen – von ihrem Stiefvater. Allerdings behauptet das Kind, nie sexuelle Kontakte zu dem Mann gehabt zu haben. Vielmehr habe sie sich ein Kind von ihm gewünscht und sich – unter Verwendung eines gebrauchten Kondoms – selbst inseminiert. Die Polizei ermittelt, der Stiefvater ist aber nicht in Untersuchungshaft.
Über den Fall berichtet die Siegener Zeitung, leider hinter einer Paywall. Die Schwangerschaft fiel demnach Lehrern auf, weil das Mädchen immer weitere Kleider trug. Sie informierten das Jugendamt.
Theoretisch ist so ein „Samenraub“ tatsächlich möglich. Es gibt online zahlreiche Seiten, die sachlich über künstliche Befruchtung zu Hause aufklären. Allerdings ergibt sich gerade aus diesen Informationen, dass die Ermittler die Schilderung des Mädchens aus gutem Grund bezweifeln. Zum einen muss man das Alter des Mädchens sehen. Wenn sie laut den Berichten nun mit elf Jahren Mutter wurde, war sie zum Zeitpunkt ihres „Kinderwunsches“ mutmaßlich erst zehn. Die Selbstinsemination, das kann man den Ratgebern entnehmen, ist ein nicht ganz unkomplizierter Vorgang. Überdies ist Sperma maximal eine Stunde haltbar, die größte Befruchtungschance besteht bei gerade mal zehn Minuten altem Sperma. Was dann zu der Frage zu der Frage führt, wie das Kind so schnell und unbemerkt an das gebrauchte Kondom gekommen sein will.
Weiter wird man ja nicht von einem „isolierten“ Kinderwunsch bei dem Kind ausgehen können. Es ist kaum vorstellbar, dass das Mädchen keinerlei sexuelle Zuneigung gegenüber dem Stiefvater empfunden hat. Wenn sexuelle Motive eine Rolle spielen, stellt sich aber die Frage, wieso das Kind dann so ein kompliziertes Vorhaben nicht nur plant, sondern es auch tatsächlich umsetzt. Realistischerweise hätte es für das Kind doch dann näher gelegen, dem Stiefvater Avancen zu machen, die dieser dann wiederum hätte ablehnen müssen. Erst im Anschluss daran macht der „Plan“ des Kindes eigentlich Sinn.
Allerdings bin ich mir sicher, die Unklarheiten bleiben nicht lange bestehen. Ein guter forensischer Sachverständiger wird einen, maximal zwei Tage brauchen, bis er im Gespräch mit dem Mädchen die Wahrheit herausgefunden hat.