Es geht um eine Tätlichkeit auf einem Supermarktplatz. Autofahrer gegen Fußgänger. Oder vielleicht doch eher umgekehrt – das ist ein wenig die Frage. Fakt ist, dass der Fußgänger sich im Verlauf der Auseinandersetzung den Autofahrer etwas härter zur Brust genommen hat.
Nach der Schilderung des Autofahrers war der Angriff auf ihn so was wie ein Naturgewalt, welcher er hilflos ausgeliefert war. Und für die er – selbstverständlich – keinerlei Ursache gesetzt hat. So jedenfalls liest es sich in der Zeugenaussage, die der Autofahrer bei der Polizei gemacht hat:
Der Mann stand mit dem Rücken zu mir in der Mitte der Fahrspur, sodass ich nicht weiterfahren konnte. … Ich hielt an, um zu warten, dass er weggeht. Ich dachte, er würde gleich weggehen. … Er drehte sich um und sah mich an. Er zeigte mit der Hand, dass ich zurückfahren sollte, in die Richtung, aus der ich gekommen war. Er kam auf mich zu, ich hatte den Rückwärtsgang schon eingelegt, um wieder in die Parkbucht zu fahren. Er trat mehrmals gegen mein Auto…
Tja, und dann lässt sich ein Überwachungsvideo auftreiben. Vom Supermarkt. In HD sieht man darauf, dass der Fußgänger tatsächlich mit dem Rücken zum Autofahrer auf der Fahrbahn steht. Offenbar dreht er eine Zigarette und wirkt dabei etwas selbstvergessen. Nun kam man auf dem Video sehen, wie das Auto hinter den Mann rollt. Dann ist ebenso gut zu erkennen, wie der Autofahrer ausgiebig auf die Hupe drückt. Dann dreht sich der Fußgänger erschrocken um und brüllt was in Richtung Autofahrer.
Dieser wollte da nach eigenen Angaben ganz schnell den Rückwärtsgang eingelegt haben. Laut Video war es aber ein klein wenig anders. Tatsächlich rollt der Autofahrer langsam auf den schimpfenden Fußgänger zu, bis die Front seines Wagens mittelsanft die Schienbeine des Fußgängers touchiert und dieser etwas einknickt.
Gut, natürlich muss man nicht ausrasten, wenn man von einem Autofahrer nicht nur angehupt, sondern absichtlich angefahren wird. Aber diese Vorgeschichte setzt das, was danach kam, doch in ein etwas anderes Licht. Ich bin zwar kein Freund ausufernder Videoüberwachung, aber als Verteidiger des Fußgängers finde ich die Bilder ausgesprochen hilfreich für den anstehenden Prozess.