Im Münchner NSU-Prozess hat die Angeklagte Beate Zschäpe heute was gesagt. Das ist deshalb erwähnenswert, weil Zschäpe seit Beginn des Verfahrens selbst nie das Wort ergriffen hat. Nach langem Schweigen beantwortete sie dann zuerst schriftliche Fragen des Gerichts, aber nur ebenso schriftlich und über ihre Anwälte. Nun also die ersten Worte von Zschäpe zur Sache – mehr als eine Erklärung allgemeiner Natur war es aber wohl zunächst nicht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein paar Worte des Bedauerns die Sachlage für Zschäpe wesentlich ändern können. Zumal die bisherigen schriftlichen Fragerunden ja wohl eher unbefriedigend verliefen. Sie machten jedenfalls nicht viel deutlicher, ob und inwieweit die Angeklagte an den ihr zur Last gelegten Taten beteiligt war. Mit den bisherigen Aussagen ist es also wie mit der heutigen Erklärung: Sie bringen das Gericht, das ja die einzelnen Fälle aufklären muss, beim mühsamen Erforschen der Wahrheit nicht wesentlich weiter.
Ob Zschäpes plötzliche Zugänglichkeit also mehr als stimmungsaufhellend wirkt, darf bezweifelt werden. Aber es ist ja auch denkbar, dass die heutige Erklärung eine Art Versuchsballon ist. Je nach Ausgang werden Zschäpe und die Anwälte, mit denen sie noch spricht, wahrscheinlich auch einen größeren Wurf ins Auge fassen. Ein (umfassendes) Geständnis käme sicher spät. Aber es wäre wegen der vielen unbeantworteten Fragen in dem Fall nicht zu spät, um noch eine spürbare Strafmilderung mitzunehmen.
Damit würde die bisherige Verteidigungsstrategie zwar ad absurdum geführt. Aber letztlich zählt für die Angeklagte nur das Ergebnis. Und zwiespältiger, als sie heute dasteht, könnte sie selbst nach einem verkorksten Geständnis nicht mehr wirken.