Ich möchte mich – insbesondere auch für meinen Mandanten – bei der Polizei bedanken. Die Beamten der Nachtschicht in einer Großstadtwache haben meinem Mandanten ein anstrengendes Verfahren erspart. Gut, am Ende hätte vielleicht ein Freispruch gestanden. Aber man weiß ja nie…
So ganz rosig war die Lage für meinen Mandanten am Einsatzort jedenfalls nicht. Besagter Einsatzort war die Wohnung meines Mandanten, in welche diverse Polizisten eindrangen. Sie waren auf der Suche nach dem Besitzer eines Beutels mit Marihuana, der in der Nachbarschaft herrenlos aufgefunden worden war.
Was es mit dem allein gelassenen Tütchen auf sich hatte, ist bis heute nicht geklärt. In der Wohnung meines Mandanten fand sich jedenfalls etwas, das Marihuana zumindest zum Verwechseln ähnlich sah. Und auch so roch. Immerhin 53 Gramm Marihuana könnten es gewesen sein.
So genau lässt sich aber auch das nicht mehr feststellen. Denn die Beamten beschlagnahmten die Substanz zwar nach allen Regeln der Kunst. Darüber gibt es ein Protokoll. Danach soll die für den Papierkrieg verantwortliche Beamtin den Plastikbeutel mit den möglichen Rauchwaren weit nach Mitternacht in einen offenen Karton für Druckerpapier gelegt haben. Diesen Karton will sie auf den Wachtisch gestellt haben, wo er demnächst von den Kollegen aus dem Drogenderzernat abgeholt werden sollte.
Sollte.
Denn als die Drogenfahnder aus dem Polizeipräsidium eintrafen, hatte sich die Substanz offenbar verkrümelt. Ob sich nun ein Beamter insgesamt bedient hat oder mehrere jeweils ein bisschen, ist unbekannt. Fest steht nur, dass der Tisch in dem Wachraum zur fraglichen Zeit nur für Polizeibeamte zugänglich war.
Die gesamte Mannschaft aus der Nacht wurde auf Drängen der Staatsanwaltschaft befragt, aber keiner erinnert sich an was. So kam es dann dazu, dass sich die zuständige Staatsanwältin dazu entschloss, die Sache mit den 53 Gramm nicht mehr weiter zu verfolgen. Ohne Beweismittel ist das ein nachvollziehbarer Ansatz.
Ob wegen der verlorenen Beweismittel jemals gegen Polizeibeamte ermittelt wurde, ist mir nicht bekannt. Nach Aktenlage sieht es eher nicht so aus. Aber ist ja auch vertretbar. Wahrscheinlich wird es gar kein Marihuana gewesen sein. Es hat halt nur so ausgesehen.