Der Anrufer wollte nur zwei, vielleicht drei Fragen stellen. Dazu kam er aber kaum. Denn bei der Leitstelle der Duisburger Polizei stieß er von vornherein auf allgemeine Abwehr. „So spricht man nicht mit der Polizei!“, blockierte der Beamte kategorisch den Wunsch des Anrufers. War dieser Widerstand nur flapsig gemeint? Oder anmaßend bis anachronistisch? Das ließ sich in diesem Moment nicht mehr aufklären. Denn weil Inhalt und Ton der amtlichen Belehrung kaum Bürgernähe zu entnehmen war, verlangte der Anrufer den Dienstgruppenleiter zu sprechen – der auch sachlich die erwünschte Auskunft gab.
Eine andere steht noch aus. Der Anrufer erlaubte sich der Anrufer, beim Polizeipräsidium Duisburg einmal sachlich bestimmt und korrekt anzufragen: Ist der Beamte berechtigt, im Namen „der Polizei“ zu sprechen? Ist er dienstlich befähigt, die Polizei in sich zu personifizieren? Und überhaupt: Gibt es eine verbindliche Richtlinie oder sonstige Vorschrift, wie „man“ mit „der Polizei“ spricht?
Das sogenannte „Beschwerdemanagement“ des Polizeipräsidiums ließ unter Angabe eines Aktenzeichens wissen, der Frau Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels habe das Schreiben vorgelegen. Eine „Überprüfung der Angelegenheit“ sei „veranlasst“. Danach erhalte der fragende Herr zu seinem „Beschwerdevorbingen weiteren Bescheid“. Beschwerde?
Er habe sich nicht beschwert, ließ der Bürger wissen, er habe lediglich Fragen gestellt. Und die als Beschwerde zu werten, messe der Anfrage einen „unangemessen hohen Stellenwert“ zu. Gefehlt, weit gefehlt.
„Wir nehmen Ihre Eingabe sehr ernst und legen großen Wert darauf, Ihrem im Kern berechtigten Anliegen abzuhelfen“, so wider- und verspricht das „Beschwerdemanagement“ jetzt schriftlich. Um dann, dazu brauchte man 17 Tage, wortreich und voll der bewährt-bürokratischen Floskeln unterstellend auszuholen: „Sie beklagen sich über den Ablauf eines Telefonats“, heißt es.
Niemand hatte sich beklagt. Und selbst wenn: „Gerade weil der Beamte dann auch das Gespräch an seinen Dienstgruppenleiter weitervermittelte, kann ich kein Fehlverhalten auf seiner Seite erkennen“.
Damit dürfte die kleine Begebenheit zu Ende sein. Wären da nicht diese doch bohrenden Fragen. Die wohlweislich ohne jede behördliche Antwort geblieben sind. Eine treffende allerdings hat der Schriftsteller Ellias Canetti längst gegeben: „Es gibt keine größere Illusion als die Meinung, Sprache sei ein Mittel der Kommunikation zwischen Menschen“. (pbd)