Elektro-Post in den Knast

Heute spiele ich Elektronikversand. Das Gericht hat es einem inhaftierten Mandanten nämlich erlaubt, einen eBook-Reader im Gefängnis zu nutzen. So geht das Equipment nun auf die Reise:

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Das Ganze dient allerdings nicht dem Vergnügen, sondern hat einen sachlichen Hintergrund. Die originale Ermittlungsakte des Verfahrens füllt mittlerweile fünf Umzugskartons. Neue Aktenbestandteile kommen teilweise ohnehin nur noch in elektronischer Form. Außerdem gehören zu den Beweismitteln jede Menge Videos, Dateien von Telefonüberwachungen und E-Mail-Anhänge.  Also Unmengen Zeugs, das auf Papier so gut wie nicht darstellbar ist.

Allein eine komplette Kopie der bisher angefallenen Papierbestandteile der Ermittlungsakte für meinen Mandanten hätte um die 800 Euro gekostet. Eine Stange Geld; die Staatskasse hätte die Kosten zumindest vorstrecken müssen.

Natürlich ist es auch eine Frage, wo ein Untersuchungsgefangener, der ja auf ein paar Quadratmetern haust, solche Mengen an Unterlagen aufbewahren soll. Bei einem eBook-Reader sieht die Sache insgesamt erträglicher aus. Das Gerät kostet knapp 50 Euro, mit 16-GB-Speicherkarte und Steckeradapter sind es rund 65 Euro.

Ich weiß, dass mancher jetzt angesichts des Gerätes die Nase rümpft. Ich hätte dem Mandanten auch lieber einen Kindle oder sonst was Anständiges geschickt. Es musste aber faktisch der TouchMe der Thalia-Buchhandlung werden. Dieses Gerät kann nämlich nur über USB-Kabel gefüttert werden. Es besitzt keine Konnektivität für WLAN oder Mobilfunk. So was ist im täglichen Leben angenehm, im Knast aber tabu.

Deswegen kann ich Thalia nur dankbar sein, dass sie  so ein simples Gerät anbieten. (Vielleicht sollte ich ein paar bunkern.) Dankbar bin ich aber auch den Richtern. Sie haben erkannt, welche Vorteile ein eBook-Reader für den Angeklagten, die Staatskasse, aber auch für die Verteidigung bringt. Das nenne ich mal fair – und vor allem zeitgemäß.