Die Düsseldorfer Rheinbahn hat bereits 350 Videokameras im Betrieb. Allerdings handelt es sich um veraltete Modelle mit geringer Speicherkapazität. Deshalb können nur Zufallsaufnahmen gemacht werden – oder wenn ein Fahrgast den Alarmknopf drückt. Das soll sich nun ändern: Alle U-Bahnhöfe und die meisten Stadtbahnhaltestellen sollen auf Dauerüberwachung umgerüstet werden.
Bemerkenswert ist der Grund, warum die Düsseldorfer Verkehrsbetriebe über 500.000 Euro in die neuen, rund um die Uhr laufenden Videokameras investieren wollen. Hauptsächlich geht es nämlich darum, Graffiti-Sprüher und Sesselschlitzer abzuschrecken oder wenigstens zu ermitteln.
Zwar hat man auch die Sicherheit der Fahrgäste im Blick. Überraschenderweise scheint es aber wenig konkreten Bedarf an “Schutz” durch Kameras zu geben. “Zum Glück gibt es so was bei uns so gut wie nie”, zitiert die Rheinische Post (Printausgabe) Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Mit “so gut wie nie” meint Schumacher Gewalttaten auf Bahnsteigen.
Also eine Videokomplettüberwachung zur Verhinderung von Sachbeschädigung. Aus Sicht der Rheinbahn mag das nachvollziehbar sein, mir als Fahrgast (ich habe eine Monatskarte) wird da allerdings unbehaglich. Ich muss mich künftig also auf Haltestellen und in Bahnen ständig filmen lassen, nur damit die Verkehrsbetriebe möglicherweise ein paar Graffiti-Sprüher stellen können. Oder die dreisten Diebe von Nothämmerchen, welche die Rheinbahn gegenüber der Lokalpresse nicht zu erwähnen vergisst.
Auch wenn die jährlichen Schäden durch Vandalismus angeblich ca. zwei Millionen Euro betragen (eingerechnet sind allerdings auch die Kosten für die Reinigung versehentlich verschmutzter Sitze), scheint mir die Rechnung etwas einseitig zu Lasten der Fahrgäste gemacht zu werden. Ich möchte schlicht und einfach nicht permanent aufgenommen werden, sobald ich mit Bus und Bahn unterwegs bin.
Zumal ich den Rheinbahn-Sprecher in dem Punkt beipflichten kann, dass im Düsseldorfer Nahverkehr weniger Räuber und Schläger nerven, dafür aber dauernörgelnde Rentner und ungehobelte Stutzer jeder Couleur (in dieser Reihenfolge). Aber gegen die helfen Kameras leider nicht.
Noch dazu wird die Rheinbahn jede Aufnahme 72 Stunden speichern. Das ist ein stattlicher Zeitraum; Beschädigungen dürften ja wesentlich schneller entdeckt werden. Verkauft wird das mit einem angeblich hohen Standard beim Datenschutz. Die Aufnahmen dürften nur besonders geschulte Mitarbeiter sehen. Und intern gibt es angeblich die Vorgabe, dass Bilder nur im Zusammenhang mit Straftaten verwendet werden dürfen.
Daneben kann allerdings auch die Polizei auf die Aufnahmen zugreifen. Was zwangsläufig dazu führen wird, dass auch bei kleineren Delikten außerhalb des Rheinbahn-Bereichs künftig geschaut werden wird, wer denn an einer Haltestelle ein- oder ausgestiegen oder zumindest durchs Bild gelaufen ist.
Da die Haltestellen ja nun meist in den öffentlichen Straßenraum integriert sind, kann das sogar wunderbare Bewegungsprofile ergeben. Allerdings nicht nur von Tätern, sondern von vielen tausend Fahrgästen und ganz normalen Passanten.
Wenn das alles kommt, werde ich in Düsseldorf wahrscheinlich wieder mehr Auto fahren.