Im Juni löste ein Angriff auf zwei Oberhausener Polizisten Empörung aus. Der nordrhein-westfälische Innenminister verurteilte die Tat scharf und klagte über zunehmende Gewalt gegen Beamte. Die Polizeigewerkschaften sahen den Vorfall als Beleg für die verrohenden Sitten in unserem Land und forderten das Übliche, also mehr Personal und härtere Strafen für Gewalttäter. Nun ist die Stimmung allseits gedrückt – die Beamten haben den Überfall möglicherweise fingiert.
Die Polizisten hatten behauptet, sie seien einem anonymen Tipp nachgegangen, wonach an der Knappenhalde in Oberhausen mit Drogen gedealt werde. Vor Ort seien sie von Unbekannten brutal zusammengeschlagen worden. Beide Beamte kamen ins Krankenhaus; einer soll sogar mehrere Tage auf der Intensivstation gelegen haben.
Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen. So sehr auf die Täter geschimpft wurde, so wenig konnte eine Ermittlungskommission Konkretes zum Hergang ermitteln. Keine Spuren, keine Zeugen.
In den Wochen danach kam dann der Verdacht auf, die Beamten könnten lügen. Auch ein Motiv ist mittlerweile greifbar. Beide Polizisten sollen bei der PVAG eine spezielle Beamtenversicherung abgeschlossen haben, die großzügig schon bei kürzeren Krankheits- und Verletzungszeiten einspringt. Da die Versicherung ab dem ersten Tag entgangene Zuschläge und Sonderleistungen erstattet, soll sie bei Beamten sehr begehrt gewesen sein.
Die Versicherung wurde den Kollegen auch von der Gewerkschaft der Polizei schmackhaft gemacht. Ganz selbstlos geschah das wohl nicht. Die GdP ist neben der Signal Iduna Gesellschafterin der PVAG. Mittlerweile ist die Versicherung nicht mehr erhältlich. Funktionäre konkurrierender Polizeigewerkschaften hatten schon länger kritisiert, die Absicherung kurzfristiger Dienstunfähigkeit sei eine “Einladung zum Betrug”. Tatsächlich soll es auch weit überdurchschnittlich viele Schadensfälle gegeben haben.
Die Knappenhalde-Ermittler halten es inzwischen für möglich, dass die beiden Beamten sich gegenseitig nur verletzt haben, um bei der Versicherung zu kassieren. Wobei es mittlerweile auch ernste Zweifel gibt, ob die Verletzungen der Polizisten wirklich so schwer waren.
Die Oberhausener Polizisten sind derzeit vom Dienst suspendiert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.