„Wer will da schon Nein sagen?“

Vor einigen Tagen hatten wir die Geschichte vom Polizeibeamten, der Autofahrer zu Unrecht beschuldigte und Verwarnungsgelder in die eigene Tasche steckte. Ähnlich klingt ein Fall, der derzeit in Westfalen Wellen schlägt. Ein Eichbeamter aus Rheine, der zugleich CDU-Ratsherr ist, soll in Bäckereien und Metzgereien nicht nur die Waagen überprüft, sondern sich auch taschenweise an den Esswaren bedient haben.

Ein Bäckermeister weigerte sich, die Prüfung des Eichamtes zu zahlen. Stattdessen erstattete er Strafanzeige. Der Prüfer, so sein Vorwurf, habe nach getaner Arbeit einfach vor seinen Augen rund 20 Brötchen und vier vorher zu leicht befundene Brote eingepackt und mitgenommen.

Die Sach- und Rechtslage ist klar und wird von der Eichbehörde bestätigt: Mitarbeiter des Eichamtes dürfen nichts mitnehmen. Nach dem Bericht der Westfälischen Nachrichten war der Prüfer wohl um Schadensbegrenzung bemüht. Ein Treffen, bei dem er Waren bezahlen wollte, lehnte der Bäcker aber nach eigenen Angaben ab.

Inzwischen hat sich mindestens ein weiterer Betroffener an die Öffentlichkeit gewagt. Ohne zu fragen habe der Prüfer vor längerer Zeit Fleischwaren bei ihm eingepackt, berichtet ein Metzger der Lokalzeitung. Auch die Schwester des Bäckermeisters, die es mal mit dem Eichbeamten zu tun hatte, bestätigt dessen Selbstbedienungsmentalität nach dem Motto: „Bestenfalls hat er einen mal fragend angeguckt. Aber wer mag da schon Nein sagen?“

Die Kreishandwerkerschaft unterstützt die Betroffenen juristisch. Ihr liegen nach eigenen Angaben auch weitere Zeugenaussagen vor. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Der in Verdacht geratene Eichbeamte hat seine politischen Ämter niedergelegt.

(via)