Ein Beamter der Justizvollzugsanstalt Aachen hat ohne sichtliche Bedrohung den beiden Straftätern Heckhoff und Michalski in die Freiheit verholfen. Das schilderte gestern NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU). Sie habe die Videoaufzeichnungen ausgewertet. Darauf sei zu sehen, dass der Beamte am vergangenen Donnerstag in der Zeit von 19.56 bis 20.03 Uhr „in unvorstellbarer Weise“ den fliehenden Gefangenen alle fünf Türen auf dem Weg von der 1. Etage über Haus 4 und das Erdgeschoss bis Haus B aufgeschlossen habe. Dann habe habe er die Gefangenen mit geladenen Waffen versorgt.
„Der hochkriminelle Bedienstete stand unter keinem Druck!“ betonte die Ministerin. Ihr fehlt zum Motiv des 40-Jährigen weiter jede Erkenntniss: „Keiner kann sich vorstellen, dass ein Beamter Gefangene befreit und ihnen Waffen besorgt“. Um solche Taten künftig auszuschließen, kündigte Müller-Piepenkkötter eine „sehr genaue Analyse“ des Personals an, mochte aber keine konkreten Einzelheiten nennen.
Am Rande verwies sie darauf, dass der Beamte wohl nicht allein gehandelt hat: „Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen weiteren Gefangenen wegen des Verdachts der Mithilfe.“ Unterdessen will Klaus Jäkel, der Landesvorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten, der Ministerin heute einen Vorschlag machen, der solche Fluchten verhindern soll: „Im Gefängnis im belgischen Hasselt gibt es keine durchgehenden, sondern nur eingeschränkte Schließbereiche – nur für Zellen, nicht für ganze Durchgangsbereiche“.
Wäre das System in Aachen praktiziert worden, so Jäkel, hätte es die Flucht nicht geben können. (pbd)