Kein Grund, nach Köln zu fahren

So ist das ja häufiger. Abends muss noch ein Fax ans Gericht, damit eine Frist gewahrt wird. Aber das Fax auf der anderen Seite ist ausgeschaltet / besetzt. So auch vorhin beim Amtsgericht Köln.

Aber kein Grund zur Verzweiflung. Irgendwo im Internet findet sich meist die Faxnummer einer entlegenen Abteilung. Hier war es sogar noch einfacher. Das Amtsgericht Köln hat offensichtlich im Oberlandesgericht am Reichensperger Platz eine Nebenstelle, eigene Faxnummer inklusive.

Fast überflüssig zu erwähnen, dass kurz darauf auch das Fax an die Zentralnummer im Justizzentrum durchging.

Verkehrsbeeinflussungsanlage

Aus einem Anhörungsbogen wegen Tempoverstoßes:

Die Höchstgeschwindigkeit wird durch eine Verkehrsbeeinflussungsanlage (Schilderbrücke mit Leuchtzeichen) festgesetzt. Zu Ihren Gunsten wurde die höchstmögliche Geschwindigkeit von 70 km/h zugrunde gelegt, auch wenn die Leuchtanzeige eine niedrigere Geschwindigkeit vorgeschrieben haben sollte.

Das gilt in Sprockhövel auf der A 46 bei km 115 in Fahrtrichtung Schwelm. Keine Garantie für andere Schilderbrücken.

Nur geplaudert

In München steht ein Strafverteidiger vor Gericht, weil er mit Richtern gesprochen hat und es unterschiedliche Auffassungen über den Inhalt des Gesprächs gibt. Der Anwalt sagt, die Richter hätten im Falle eines Geständnisses für den Angeklagten eine Freiheitsstrafe von unter fünf Jahren in Aussicht gestellt. Die Richter wollen nur geplaudert haben, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Wie das, unter tatkräftiger Hilfe des Bundesgerichtshofs, zu einer Anklage wegen Strafvereitelung gegen den Anwalt führen konnte, schildert die Süddeutsche Zeitung.

Der Präsident macht Kreuzchen

Der Polizeibeamte hatte das Formular so schön vorbereitet. Es ging um einige beleidigende Worte, die meine Mandantin Polizisten an den Kopf geworfen haben soll. Es war spät, es war Alkohol im Spiel, und wegen einer beschädigten Türklinke rückte gleich ein ganzer Trupp energischer Beamter an.

Sicher lag es da nahe, das Verhalten meiner Mandantin nicht auf die Goldwaage zu legen. Die Polizisten vor Ort stellten selbst keinen Strafantrag. Wohl auch deswegen dachte sich der Sachbearbeiter, dass auch das Polizeipräsidium selbst nicht von seiner Möglichkeit Gebrauch machen sollte, gemäß § 77a Strafprozessordnung Strafantrag zu stellen.

Aber da hat er die Rechnung ohne seinen Polizeipräsidenten gemacht. Der änderte die Kreuzchen höchstpersönlich auf „Ich stelle hiermit Strafantrag“ und unterschrieb auch gleich noch selbst („in Vertretung“ hat er durchgestrichen).

Wenn der Polizeipräsident mal wieder darüber klagen sollte, dass seine Beamten zwar fleißig ermitteln, aber die Staatsanwaltschaft und die Strafgerichte mit der Aufarbeitung der Fälle einfach nicht hinterherkommen, sollte er vielleicht an diese kleine Sache denken.

Ganz unschuldig ist er an dem Dilemma nämlich nicht.

Alles in 140 Zeichen: Attraktiv

* Empörung ist juristisch irrelevant. Mandant überrascht. Jetzt auch über mich empört.

* Extrem attraktive Polizistin als Zeugin befragt. Wer sie mal kennenlernen will: einfach auf der A 3 / A 52 im Raum D Scheiße bauen.

* Nur funktionierendes Freisprechdings überzeugt PHM, dass bloß Hand am Ohr. Kranker Eifer.

* Auch immer beliebt: Leute, die sich fünf Minuten den Weg erklären lassen, aber nicht mal danke sagen.

* Aus Versehen transparente Mülltüten gekauft. Ist etwas komisch, beim Plausch mit der Nachbarin. Der mit dem prüfenden Blick.

* Die Freundschaft mit Jack Daniels muss ich auch mal überdenken.

* „Man kann im Alltag viel Geld sparen. Zum Beispiel Q-Tips mehrfach verwenden.“ #Straßenbahngespräche

(Recycled from Twitter)

Dr. Kawashima, übernehmen Sie

Aus dem Schreiben eines Amtsgerichts:

Für die Einstellung des Verfahrens ist Ihre Zustimmung erforderlich. Falls Sie nicht innerhalb von zwei Wochen nach Zugang dieses Schreibens widersprechen, wird davon ausgegangen, dass Sie zustimmen.

Ich schicke den Satz an Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging. Die können sicher was draus machen.

Fremder Leute Geld

Als ihr Nachbar verhaftet wurde, wollte Familie S. nicht tatenlos zusehen. Dieser Familie habe ich schon in unzähligen Angelegenheiten geholfen. Sie beauftragten mich, dem Verhafteten zu helfen. Das habe ich auch getan.

Nach einiger Zeit haben sich dann auch seine Angehörigen um den Mann gekümmert. Und, wie das halt so ist, noch zwei weitere Anwälte beauftragt. Damit habe ich kein Problem. Auch nicht mit der Mandatskündigung, die jetzt nach einigen Wochen eintrudelte.

Was allerdings nun nachtröpfelt, ist schon bemerkenswert. Einer der neuen Anwälte fordert mich mit Fristsetzung auf, über den erhaltenen Kostenvorschuss abzurechnen. Einen eventuellen Überschuss soll ich auf sein Konto überweisen.

Möglicherweise hat es ihm sein Mandant nicht gesagt: Der Kostenvorschuss kam von den Nachbarn. Wie sollte der Verhaftete auch selbst gezahlt haben; er bezieht seit Jahren Hartz IV.

Ich habe vorsichtshalber bei dem Mitglied der Familie S. nachgefragt, welches das Geld bezahlt hat. Meine Erwartung bestätigte sich. Die selbstlosen Helfer wissen von gar nichts. Sie sind strikt dagegen, dass auch nur ein Cent ihres Geldes an ihnen unbekannte Anwälte fließt.

Ich fürchte, ich muss die offenkundige Erwartung des forschen Kollegen enttäuschen. Für ihn wird wohl doch nicht mehr herausspringen als das, womit der Staat einen Pflichtverteidiger entlohnt.

Fast schon Philosophie

Wurde gerade für die Physikhausaufgaben, 6. Klasse, konsultiert. Hier die Antwort auf die Frage „Was ist Wirklichkeit?“:

Wenn ein Mensch sich im Kopf Gedanken über die Wirklichkeit macht, ist das lediglich ein Bild der Wirklichkeit. Wirklichkeit ist aber auch da, wenn sich der Mensch keine Gedanken darüber macht. Wenn etwas da ist, obwohl der Mensch sich keine Gedanken darüber macht, ist das Wirklichkeit.

Ab morgen geht es dann um Konkreteres, Maßzahlen und Kräfte. Da kann ich ohnehin nicht mehr mitreden.

Herr Vorsitzender, Herr Verteidiger

Vorhin fuhr mich ein Strafrichter an. Was mir den einfalle, ihn in der Hauptverhandlung mit seinem Namen anzureden? „Das heißt Herr Vorsitzender, Herr Verteidiger.“

Ich habe ihm gesagt, dass ich mich nach seinen Wünschen richte und ihn so anrede, wie er es für ziemlich hält.

Damit war die Diskussion auch schon beendet.

Wenn ich mich nicht täusche, hat die Frau Staatsanwältin die Augen verdreht.