Drei Jahre fahren, zwei Tage ärgern. So ist das wohl, wenn man Autos least. Die Rückgabe der Fahrzeuge führt zur Übersendung eines Mängelprotokolls und der freundlichen Bitte des Autohauses, sich über den „Minderwert“ zu einigen.
Da wir zwei Autos haben und jetzt schon in die fünfte Leasing-Runde gehen, geht der Blutdruck im Angesicht der angeblichen Schäden bei mir schon längst nicht mehr hoch. Völlig neu waren diesmal „Säureschäden“, die der vom Autohaus bezahlte DEKRA-Gutachter auf beiden Wagen feststellte. Während bei meiner Limousine eher die vorderen Kotflügel lackiert werden sollten, war beim Touring meiner Kollegin angeblich das gesamte Dach neu zu machen.
Da fragt man sich natürlich, ob Vögel bei einem silbernen Wagen eher auf den vorderen Teil scheißen, bei einem schwarzen dagegen lieber auf die Oberseite. Da es hierauf wohl keine befriedigende Antwort gibt, lässt sich anschließend grübeln, wieso vier Autogenerationen offensichtlich völlig immun gegen Vogeldreck waren, bei der letzten angeblicher Lackfraß aber gleich mit 1.500 Euro zu Buche schlagen soll.
Interessant fand ich auch, dass am Auto meiner Kollegin die Vorderreifen angeblich 0,0 Millimeter Profil aufgewiesen haben sollen. Die Gute fährt häufiger zwei Kinder spazieren, ihre eigenen. Sollte sie da wirklich auf regennasser Straße den Abflug riskieren? Seltsam auch, dass der Wagen in weiser Voraussicht vor der Rückgabe beim Aufbereiter war. Der hat zufälligerweise einen Reifenhandel und war der Meinung, die Pneus seien verkehrssicher und rückgabefähig.
Es ließen sich noch andere merkwürdige Dinge aufzählen, die ein Autohaus plötzlich beanstandungswürdig findet. Über vieles kann man ja diskutieren. Aber einen Kratzer in einer Plastikradkappe (35 Euro) zu monieren, deutet für mich stark darauf hin, dass der Restwert zu Gunsten niedriger Monatsraten wohl viel zu optimistisch kalkuliert war – und jetzt übers Nachkarten eine kleine Rendite aus dem Kunden rausgespresst werden muss.
Aber, wie gesagt, das alles beeindruckt mich schon lange nicht mehr. Ich habe die Forderung wie üblich um 70 % zusammengestrichen und ein entsprechendes Gegenangebot gemacht. Die wahnwitzige Geschwindigkeit, mit der dies akzeptiert wurde, gibt mir allerdings zu denken. Womöglich haben sie mich sogar damit noch über den Tisch gezogen.
Aber jetzt ist wenigstens Ruhe. Für drei Jahre.