Gestern habe ich mir nicht viel gedacht, als ich die vielen Menschen sah, die sich im Warteraum einer Filiale der thailändischen Kasikornbank versammelt hatten. Sparbücher und Wartemarke in der Hand, saßen sie geduldig da, bis sie an der Reihe waren.
Als ich im Hotel ein bisschen Internet gelesen habe, ging mir das Bild nicht mehr aus dem Kopf.
Der Optimist wird davon ausgehen, dass die allermeisten nur ihre Lohntüte auf die Bank bringen. War ja Monatsende.
Der Pessimist wird die Signale einer aufkeimenden Panik erkennen.
Ich kann dazu nur sagen, dass ich an dem von außen einsehbaren Warteraum der Bank schon etliche Male vorbei gegangen bin. Mehr als fünf, sechs Kunden habe ich nie darin gesehen. Gestern waren es vielleicht 75.
Da fragt man sich schon, ob es besser ist, verfügbares Geld unters Kopfkissen zu legen. Oder ins Schließfach. Andererseits kann man genau damit natürlich sein Scherflein dazu beitragen, dass den Banken wirklich die Luft ausgeht.
Denn wenn alle losrennen und ihre Konten plündern, dürfte das blutig enden. Ich kann keinen Beleg dafür finden, dass die Banken in der Lage wären, auch nur einen nennenswerten Betrag der fälligen Einlagen auf mittlere Frist an die Kunden auszuzahlen. Dass sie dies nicht innerhalb weniger Tage können, wird ohnehin nicht bestritten. Wer zu spät kommt, könnte also bitter bestraft werden. Und damit meine ich nicht die entfernte Möglichkeit, vor dem Kassenschalter totgetrampelt zu werden.
Was aber rechtfertigt das Vertrauen?
Es ist immer nur vom Einlagensicherungsfonds (Prospekt, PDF) die Rede. Der hat aber kein eigenes Vermögen, welches auch nur ansatzweise an die gesicherten Einlagen heranreicht. Wenn also die Mehrzahl der Banken nicht mehr zahlen kann, wird es auch der Sicherungsfonds nicht können.
Einen Rechtsanspruch gegen den Fonds gibt es ohnehin nicht. Abgesehen davon wird auch das freundlichste Gericht nur mit einem Zahlungsurteil helfen. Kann der Schuldner aber nicht zahlen, ist das Papier nicht mehr wert als eine Schuldverschreibung von Lehman Brothers.
Kopfkissen oder Vertrauen? Nach dem kleinen Erlebnis gestern schwanke ich doch sehr.
171 thoughts on “Unters Kopfkissen?”