Phishing funktioniert

Phishing funktioniert. Zur Verschleierung setzen die Phisher derzeit gerne Deutsche ein, die dringend einen (Neben-)Verdienst suchen. Diese Deutschen sind es dann, die im Fahndungsnetz hängenbleiben – und teuer bezahlen.

Über Spam-Mails wird den Interessenten ein lukrativer Job vorgegaukelt. Auszug aus mir vorliegenden FAQs in einem realen Fall:

Falls ich die Stelle eines Managers für Zahlungsbearbeitung bekomme, woher wird das Geld kommen und an wen soll es überwiesen sein?

Sie arbeiten als Manager für Zahlungsbearbeitung. Ihre Aufgabe ist die Zahlungen von einem Kunden zu bekommen und an den Anderen zu senden. Da unsere Gesellschaft u.a auf Resedienstleistungsmarkt tätig ist, werden bei uns Reisen und Touren stets gekauft und verkauft. Mit diesen Geld werden Sie arbeiten. Zum Beispiel: Einerseits kauft der
Kunde etwas bei uns und schickt das Geld an Sie, andererseits kaufen wir selber etwas bei einem anderen Kunden und sollen dies bezahlen. Dann beginnt Ihre Arbeit. Sie schicken das Geld an den anderen Kunden und bekommen Ihre Prozente für die durchgeführte Operation.

Was folgt, wenn ich kein Geld an Sie schicke und das ganze Geld zurückbehalte?

Gegen Sie wird unverzüglich eine Anzeige erstattet. Ihre Angaben werden sofort an Schufa, das Bundeskriminalamt, Interpol und andere internationale Organisationen, mit denen wir im Kontakt stehen, überreicht.

Wieviel Prozente von der Summe bekomme ich für meine Arbeit?

Das hängt von Qualität und Geschwindigkeit Ihrer Arbeit ab. Der Hauptzins ist 7 Prozent. Dabei übernehmen wir alle Überweisungskosten. Bei der erfolgreichen Arbeit werden Ihre Prozente zunehmen.

Mit welchen Summen werde ich zu tun haben?

Sie werden mit Summen von 500 bis auf 100 000 Euro (für erfahrene, seit längeren eingestellte Mitarbeiter) operieren.

Als PDF-Datei kommt dann noch ein Arbeitsvertrag. Der wirkt ziemlich seriös.

Der neue Mitarbeiter kriegt nach seiner Einstellung bald telefonisch die Info, dass heute auf seinem Konto Geld gutgeschrieben wird. Dieses soll er, abzüglich seiner sieben Prozent, sofort bar abheben und gleich bei Western Union wieder einzahlen. Die „Namen“ der Empfänger und den Zielort (zum Beispiel St. Petersburg) bekommt er gleich mitgeteilt.

Das Geld stammt natürlich nicht aus irgendwelchen legalen Transaktionen. Die Quellkonten gehören vielmehr Phishing-Opfern, die bei einer der bekannten Anfragen („Bitte überprüfen Sie Ihre Kontodaten, sonst wird Ihre Bankverbindung gesperrt“) Ihre Kontonummern und eine gültige TAN eingegeben haben.

Für die Hintermänner ein ziemlich risikoloses Geschäft. Die „Mitarbeiter“ hier in Deutschland trifft es doppelt hart. Sie haben nicht nur ein Ermittlungsverfahren am Hals, vielleicht sogar eine Hausdurchsuchung und Untersuchungshaft, sondern auch die Rückforderungsansprüche des Kontoinhabers bzw. seiner Bank.

Aus dem schnellen Nebenverdienst wird so schnell ein herbes Minus.

Exportiert

Die Versicherung des Unfallgegners teilt mit:

Eine Nachbesichtigung des Fahrzeuges durch unseren eigenen Gutachter ist dringend erforderlich.

Der Sachverständige wird sich freuen. Der Wagen ist verkauft und nach Serbien und Montenegro exportiert.

Polizeigewerkschafter unter Verdacht

Angehörige der Gewerkschaft der Polizei (GdP) stehen unter einem bösen Verdacht. Sie sollen sich private Adressen und persönliche Daten von Polizei-Anwärtern beschafft haben, um diesen Versicherungspolicen zu verkaufen. Wegen dieser Verstöße gegen den Datenschutz ermittelt die Staatsanwaltschaft Duisburg gegen diese GdP-Mitarbeiter.

„Es fing mit einem Gewerkschaftsfunktionär an“, sagte gestern Oberstaatsanwalt Jürgen Gaszczarc, „und wir wissen noch nicht einmal, wieviele Beschuldigte es inzwischen noch gibt, weil wir erst am Anfang der Ermittlungen sind“. Die werden auch klären, ob die GdP-Funktionäre sich bereicherten. Sie sollen für die Datensammlungen bereits Provisonen kassiert haben – von Versicherungen, an denen die GdP auch beteiligt ist. Deren Sprecher Heinz Rump bestätigte zwar, dass GdP-Funktionäre im Aufsichtsrat der Polizeiversicherungs-AG sitzen – die GdP aber habe mit einem Datenmissbrauch nichts zu tun: „Wir werben Mitglieder, sonst nichts“.

Oberstaatsanwalt Gaszczarc bestätigte auf Anfrage, dass die Wohnung des Sekretärs durchsucht worden ist: „Wir haben einen entsprechenden Beschluss beim Amtsgericht Wuppertal beantragt und den bekommen“. Das Ermittlungsverfahren war ausgelöst worden durch eine mit der GdP konkurrierenden Organisation. Der nordrhein-westfälische Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund (DpolG) hatte eine entsprechende Anzeige bei der Kripo in Essen erstattet. (pbd)

Pingpong

Unser Fax ging um 14.18 Uhr an den gegnerischen Rechtsanwalt raus. Um 15.35 Uhr faxt er uns eine zweiseitige Stellungnahme.

Wenn ich Lust hätte, könnten wir heute sicher noch einige Male Pingpong spielen.

Habe ich aber nicht.

Work Flow gebremst

Eigentlich müsste ich mir die DVD aus einer Ermittlungsakte anschauen. Ob die darauf gespeicherten Filme tatsächlich pornografisch sind.

Geht aber gerade nicht. Die Kanzleikinder sind zu Besuch.

Höflicher Anwalt

Einleitung eines Anwaltsschriftsatzes:

… würden wir uns freuen, wenn das Landgericht demnächst einen Termin zur mündlichen Verhandlung anberaumen würde.

Das Gericht hat die Aufforderung „zur Kenntnisnahme“ übersandt und keinen Termin anberaumt. Gutes Gericht. Wir vertreten den Beklagten. Der hat es gar nicht eilig.

Nur eine Zeugin

Nur eine Zeugin ist erschienen. Sie verweigert die Aussage. Zu Recht. Die anderen vier Zeugen lassen sich geschlossen nicht blicken. Einer ihrer Angehörigen wurde schon im Gerichtssaal gegrillt. Ein Grund für die kollektive Verweigerung lässt sich also erahnen.

Auch wenn man mit dem Verfahren natürlich vorankommen will, kommt mir das nicht ungelegen. Die Temperaturen im Sitzungssaal, sind schon jetzt, um kurz nach zehn, ein Fall für amnesty international. Die Sonne bullert gegen die dicken Vorhänge in meinem Rücken.

Ab 11.30 Uhr wird’s dann unappetitlich.

Grün ist der Tod

Zuerst habe ich gedacht, es gibt was zu feiern. Oder wieso überall diese grünen Fähnchen? Zwischen den Anzügen, zwischen den Hemden. Unter den T-Shirts. Andererseits: Was ist das für ein Brauch, Pantoffeln und seit Jahren ungetragene Turnschuhe grün auszustopfen?

Mittlerweile habe ich den Grund für die Beflaggung herausgefunden. Die Putzfrau hat ein (!) totes Insekt entdeckt. Bei dem soll es sich – möglicherweise – um eine Motte gehandelt haben.

Vielleicht will sie mich mittels Transfluthrin und Empenthrin auch nur umbringen. Ein Motiv hätte sie ja.

China. Oder Iran.

Kabelfernsehen musste reguliert werden. Warum? Es gab und gibt nicht genug Kanäle. Das kann man man vom Internet nicht unbedingt behaupten. Trotzdem gibt es Herren, die meinen, dass bewegte Bilder ohne ihren Segen pöse sind.

Einzelheiten erklärt Thomas Knüwer:

Ich fahre in Urlaub, drehe ein kleines Filmchen über meine Erlebnisse und möchte meine Freunde daran im Internet teilhaben lassen – vorher habe ich aber bitte schön eine Senderlizenz zu beantragen, deren Genehmigung vermutlich Monate braucht.
Bizarre Vorstellung? Nein, der Wunschtraum der Landesmedienanstalt NRW – und hoffentlich eine der letzten Zuckungen einer überkommenen Institution. Und einem Interview mit der „Taz“ begründet Norbert Schneider, Chef der Landesmedienanstalt der NRW solch eine Lizenzierung für jeden, der Videos im Internet veröffentlichen möchte auch noch damit, dies sei keine Beschränkung, sondern Schutz. Diese Argumentationslinie kennt man sonst nur aus Ländern wie China oder dem Iran.

Solch irrwitzige Vorschläge passen ins Bild, das Deutschland im Jahr 2007 bietet: In keinem Land mit demokratischer Grundordnung wird so negativ und hämisch über das Internet berichtet, in keinem Land der westlichen Welt sind die Entscheider in Politik, Verwaltung und Wirtschaft im Bereich Web so inkompetent wie hier zu Lande. Ohne sich mit dem Thema zu beschäftigen werten sie das Internet wahlweise ab als Hort des Drecks, des Kindermissbrauchs oder der Dummheit – oft genug auch alles zusammen. Dabei braucht dieses politikverdrossene Land nichts dringender als Menschen, die bereit sind zu Diskurs und Kreativität.

Doch das Netz kratzt eben an Autoritäten und Hierarchien. Und deshalb wehren sich deren Besitzer mit Zähnen und Klauen und ohne Rücksicht auf das Wohl der Bürger. Auch die Landesmedienanstalten werfen im Kampf um das eigene Überleben ihre gesellschaftliche Verantwortung über Bord. Denn eine ihrer Kernaufgaben ist die Lizenzierung privater TV-Sender. Doch wenn alle, egal ob Privatmann, Unternehmen oder Sender seine Inhalte über das Internet verbreitet – wer braucht dann noch LfM & Co.?

So ist es kein Wunder, dass die Medienanstalten nur an der Bewahrung der Pfründe interessiert sind. Längst haben sie vergessen, dass sie eigentlich den Interessen der Bürger zu dienen haben. Wie sonst ist das extrem laxe Nicht-Vorgehen gegen die erstaunlichen Machenschaften der Gewinnspielsender zu erklären?

Nein, mit den Privatsendern wird sich nicht angelegt in den Landesmedienanstalten. Mit diesem Kuschelkurs gerieren sie sich als Medienzombies denen im Sinne einer demokratischen und aufgeklärten Gesellschaft nur eines zu wünschen ist: ein Geisterjäger mit der Silberkugel. Damit der Spuk endlich ein Ende hat.