Europäisches Verbraucherzentrum Gronau vor dem Aus

Von EBERHARD PH. LILIENSIEK

Nach dem Kauf eines mangelhaften Produkts im europäischen Ausland übernimmt seit 15 Jahren das Europäische Verbraucherzentrum (evz) in Gronau mit seinem europäischen Netzwerk die oft schwierige Reklamation für die Kundschaft. Der wird diese nahezu wunderbare Möglichkeit zum Jahresende genommen. In einem offenen Brief an den deutschen EU-Kommissar Günter Verheugen begründete jetzt die NRW-Verbraucherzentrale die Schließung: Wachsende bürokratische Hürden aus Brüssel, ständige Streichungen finanzieller Unterstützungen.

„Wir leisten seit 15 Jah­ren grenzüberschreitende Verbraucherarbeit – und damit ein Stück euro­päische Überzeugungsarbeit“, so schreibt Klaus Müller, Chef der Verbraucherzentrale an Verheugen. In Gronau gab es jährlich rund 4000 Beschwerden. Doch die Europäische Kommission zeige nicht nur „ein absolutes Desinteresse an den inhaltlichen Ergebnis­sen unserer Arbeit“, sie boykottiere die auch noch.

So sei dem evz verboten worden, ausländischen Händler direkt zu schreiben, wenn die einem Touristen etwa ein nicht funktionierendes Radio verkauft hatten. Und als das evz für seine beiden Mitarbeiter Visitenkarten drucken ließ, rügten die bürokratischen Beamten in Brüssel, der Entwurf hätte vorher vorgelegt werden müssen.

Einschneidend, berichtet Verbraucherschützer Theo Wolsing, sind auch die Kürzungen. Innerhalb von zwei Jahren sank der Zuschuss von 200 000 auf 100 000 Euro. Allein das kleine Luxemburg dagegen bekommt jährlich 240 000 Euro Unterstützung. Nach der Schließung in Gronau bleiben deutschlandweit nur noch zwei evz-Filialen übrig, in Kiel und in Kehl. Auch dort wütet die EU-Bürokratie: Die grenznahe Zweigstelle darf keinen gemeinsamen Telefonanschluss mit der französischen haben. Obwohl der billiger wäre. (pbd)