Seilhüpfen, nun ja. Zuerst habe ich mich ein wenig geschämt, weil der Trainer so was mit mir veranstalten will. Ist doch kindisch, irgendwie. „Warum denkst du, dass so harmlose Kerle wie Boxer ständig mit Seilen arbeiten?“ hat er gefragt.
Das war ein Killerargument. Eine Minute später hatte ich eine hochrote Birne und schnappte panisch nach Luft. Dabei war ich nur ein paarmal über meine Füße gestolpert. Was man noch nicht unbedingt als Seilhüpfen bezeichnen kann.
Beim dritten, vierten Mal ging es schon besser. Ich hatte nur noch eine rote Birne und schnappte hektisch nach Luft. Von draußen, wo die Gewichte gestemmt werden, kann man in den Trainingsraum sehen. Oh ja, es haben viele geguckt. Etwas mitleidig. Oder amüsiert. Einmal kam Jochen „Kleiderschrank“ Winkowski rein und fragte, ob er auch mal darf. Nach 30 Sekunden habe ich mitleidig geguckt. Er hat sich im gerade leeren Kids Club etwas ausgeruht, bis es ihm wieder besser ging. Dann kehrte er schweigend zu den 30-Kilo-Hanteln zurück. Aber blöd gegrinst hat er seitdem nicht mehr.
Zwei Geräte, dazwischen Seilhüpfen bis zur Erschöpfung. Stolperpausen werden rausgestoppt. Das Programm haben wir jetzt acht, neun Wochen durchgezogen. Was soll ich sagen? Meine 90 Kilo platschen nicht mehr aufs Laminat wie ein Sack Spätkartoffeln. Wenn ich konzentriert bin, schaffe ich anderthalb, zwei Minuten. Das entspricht ’ner gefühlten halben Stunde.
Sogar der Trainer ist zufrieden. „Noch zwei, drei Wochen“, sagt er, „dann fangen wir mit dem Seilspringen an.“