Dreimal hintereinander

Eigentlich sollte ich heute Nachmittag drei Besprechungen haben. Zwei wurden abgesagt. Der dritte Besucher, für 15 Uhr eingetragen, hat sich nicht sehen lassen.

Einzig erfreulich ist die Quote derer, die sich wenigstens gemeldet haben. In den letzten Wochen ist es nämlich eingerissen, dass Besprechungstermine schlichtweg platzen. Keine Nachricht, keine Entschuldigung, gar nichts. Es gibt Kandidaten, die schaffen das dreimal hintereinander. Und dann hört man nie wieder was von ihnen.

Würde mich nicht wundern, wenn die No shows derzeit bei 40 bis 60 Prozent liegen. Das Nachsehen haben alle, die vielleicht mal kurzfristig am nächsten Tag mit mir sprechen möchten. Was dann wegen des vollen Kalenders nicht möglich ist.

Testweise wird jetzt die Zeit zwischen den Terminen wieder verkürzt. Und bekannte Wackelkandidaten werden für die gleiche Zeit eingetragen.

Ach ja, vor knapp zwei Jahren war es schon mal so.

Pascal: Haftbefehle aufgehoben

Die Angeklagten im Pascal-Prozess sind alle auf freiem Fuß. Das Landgericht Saarbrücken hob die letzten sechs Haftbefehle auf. Die Strafkammer sehe keinen dringenden Tatverdacht mehr, berichtet die WELT.

Das Gericht sprach von vielen Widersprüchen und fehlenden objektiven Beweisen. Die Angeklagten hatten bis zu dreieinhalb Jahre in Untersuchungshaft gesessen.

LIEBE ULLA SCHMIDT

Liebe Frau Ministerin Ulla Schmidt,

hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Verlinkungsregeln ausgemachter Blödsinn sind.

Zum einen werde ich dadurch, dass ich auf die Seite des Gesundheitsministeriums einen Link setze, nicht zum Vertragspartner Ihres Hauses. Es sei denn natürlich, Sie zahlen für einen Link Honorar. Ich halte das für denkbar, denn im Gesundheitswesen hat der Regenbogen ja unzählige Enden – und an jedem steht ein Töpfchen Euro zur Selbstbedienung bereit. Trotzdem danke, ich möchte nicht, dass es später heißt, ausgerechnet der sündhaft teure Link vom law blog hat das System kippen lassen.

Vertragspartner bin ich also nicht. Und wie kommen Sie ansonsten darauf, dass Sie die Verlinkung zu Ihrer Homepage kontrollieren und regulieren können? Dass ich, wenn Sie die Zustimmung zum Link widerrufen, diesen wieder entfernen muss?

Falls Ihnen dieselben Leute, die Gesetze für das Gesundheitssystem machen, diese Ansicht eingeflüstert und den Text zu Ihrer bemerkenswerten Seite geschrieben haben, wissen wir wenigstens, warum das Ganze den Bach runtergeht.

Näheres erklärt Ihnen gern die Kollegin Zypries. Der Eierlikör geht auf mich.

Mit freundlichen Grüßen

Udo Vetter

SOLDATEN-SMS

– „Wollen wir ins Kino gehen?“
– „Bist Du allein?“
– „Wir könnten uns mal treffen.“
– „Wollen wir essen gehen?“
– „Wollen wir zusammen mal Sport machen?“
– „Wollen wir zusammen mal laufen gehen?“
– „Du hast einen Supi-Körper.“
– „Schläfst Du schon?“
– „Träum was Süßes, kleine Maus.“
– „Warum gehst Du immer so früh zu Bett?“
– „Du kannst ja mal bei mir vorbeischauen, wenn es Dir langweilig ist.“
– „Ich kann gut massieren, kann es Dir ja mal zeigen, kleine Maus.“
– „Es gibt gute Tricks gegen Verspannungen, kann es Dir ja zeigen.“
– „Wollen wir ficken?“
– „Wähle 1 für blasen, 2 für ficken, 3 für Arschfick, 4 für mich und das ganze Paket.“

Diese (und andere SMS) schickte ein Zugführer der Bundeswehr an eine Soldatin. Das Truppendienstgericht verhängte eine Beförderungssperre von zweieinhalb Jahren. Mit seiner Berufung zum Bundesverwaltungsgericht blieb der Soldat erfolglos.

Das Bundesverwaltungsgericht fand die Maßnahme sogar für zu milde. Die Richter hätten den Soldaten lieber degradiert; das war aber aus prozessualen Gründen (Verschlechterungsverbot) nicht möglich.

Zum Urteil.

(Link gefunden in der Handakte)

DER CHEF BESTIMMT

Schreiben eines Arbeitgebers:

Hiermit ändern/ergänzen wir Ihren Arbeitsvertrag zum 01.04.2006 wie folgt:

Das Monats-Bruttogehalt beträgt ab dem 01.04.2006 2.376,00 € entsprechend der Entgeltgruppe 6. Die wöchentliche Arbeitszeit wird auf 40 Stunden ohne Berücksichtigung von Pausen festgelegt.

Das Gehalt bleibt unverändert. Aber die Arbeitszeit steigt um 2,5 Stunden. Wie mein Mandant berichtet, glaubt sein Chef fest daran, dass er so etwas einseitig verfügen kann. Das habe ihm auch der Hausanwalt bestätigt.

Was tut man nicht alles für Geld.

JACKE WIE HOSE

Die Polizei lädt meinen Mandanten zur Vernehmung, wegen „Erschleichens der Aufenthaltserlaubnis/Duldung gem. § 92 Abs. 2 Nr. 2 AuslG am 24.01.2006 in Düsseldorf, Oberbilk“.

Ausländergesetz? Das hatten wir mal. Seit dem 1. Januar 2005 gilt das Aufenthaltsgesetz. Wird vielleicht Zeit, mal die Textbausteine zu ändern.

ÄNDERUNGEN ERFAHREN

Sehr geehrter Herr Vetter,

auch die Satzung des Versorgungswerks der Rechtsanwälte in Nordrhein-Westfalen hat zwischenzeitlich einige Änderungen erfahren. Aus gegebenem Anlaß finden Sie daher in der Anlage eine aktualisierte Fassung zu Ihrer gefälligen Bedienung beigefügt.

Was mich interessiert: Entscheidet der Briefschreiber mit, wie meine Beiträge an den internationalen Kapitalmärkten angelegt werden?

SCHUFA MÖCHTE NOCH MEHR DATEN

Spiegel online über das „Schreckgespenst Schufa“:

Die Schufa möchte auch mit Versicherungsgesellschaften ins Geschäft kommen, die bisher mit brancheneigenen Warnsystemen arbeiten. So gehen immer mehr Daten aus verschiedenen Branchen in die Bewertung ein und es entsteht ein umfassendes Profil der einzelnen Menschen. Datenschützer befürchten, dass schon eine unbezahlte Mahnung der Handyrechnung zu Schwierigkeiten bei der Eröffnung eines Bankkontos führt. Im schlimmsten Fall lässt sich dann keine Wohnung mehr finden, es lässt sich kein Versicherungsvertrag mehr abschließen und der Zahnersatz wird nur gegen Vorkasse gewährt.

TEURE GRÜSSE AN SICH SELBST

Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Rechtsanwalt und einen Jurastudenten wegen Abmahnbetrugs, berichtet heise online. Der Student soll aus Internetcafés elektronische Grußkarten an sich selbst geschickt haben. Anschließend habe der Anwalt die betreffenden Seiten kostenpflichtig abgemahnt. Die eingenommenen Gelder seien geteilt worden.

Der Student, so der Bericht, habe ein Teilgeständnis abgelegt. Es soll bei den Beschuldigten auch durchsucht worden sein.

KEINE FÄHNCHEN

Als ich vorhin nach Hause kam, hat es gegenüber mal wieder gebrannt. Die Polizei hat zwei von drei Zufahrten zur Siedlung gesperrt. Aber das hielt eine junge Frau nicht davon ab, Werbung der Lufthansa unter die Scheibenwischer geparkter Autos zu klemmen.

Das waren keine langweiligen Flyer. Sondern Sonnenschütze aus Pappe für unter die Windschutzscheibe zu legen. Ich habe nicht sofort einen Parkplatz gefunden. Deshalb habe ich mich wenig später an einem anderen Auto bedient.

Vor Deutschlandfähnchen schrecke ich allerdings weiter zurück.

ZWISCHEN DEN SPIELEN

Als ich vorhin noch ins Sportstudio ging, schnarchte der geringfügig Beschäftigte am Tresen. „Vier – mit dir“, vermeldete er auf meine besorgte Frage, ob vielleicht schon zu ist. „Normal sind um die Zeit so um die 120 Leute“, fügte er unaufgefordert hinzu. Es war deutlich herauszuhören, welche Gruppierung er für bekloppter hält. Liegt vielleicht auch daran, dass ausgerechnet im Empfangsbereich kein Fernseher von der Decke hängt.

Nach und nach wurden es aber doch noch ein paar mehr. Nur polnisch war heute nicht zu hören, nicht mal im Hantelbereich. Ich riss brav meine Pflichtdreiviertelstunde auf dem Stepper ab, als ein Trainer die TV-Galerie in Augenhöhe mit der Fernbedienung komplett auf ZDF schaltete. Das Coolste aber war, dass er sogar die Hallenbeschallung änderte. Thomas Wark statt Beyoncé – das gibt’s auch nur alle vier Jahre.

Du konntest fühlen, wie die drei, vier Mädels, die auf den Steppern festgewachsen sind, in Sekundenbruchteilen verkrampften. Unverschämtheit, da flüchtet man schon vor Männe und seinem Fußballwahn, und dann atmet das ganze Studio plötzlich Polen gegen Ecuador. Selbstverständlich blieb es bei bösen Blicken, dann senkten sie ihre Nasen wieder in die Gala.

Beim Rausgehen hätte ich noch Gelegenheit gehabt, bei einem Tippspiel mitzumachen. Wer eins, drei oder alle (so genau habe ich es nicht verstanden) Spiele richtig tippt und Deutschland Weltmeister wird, kann einen Gutschein gewinnen. Gegenwert: ein Eiweißriegel. Ich winkte dankend ab mit dem Hinweis, dass ich dringend nach Hause muss, um die spannende zweite Halbzeit auf dem Sofa zu genießen.

Das war natürlich gelogen, wie man an diesem Bericht sieht. Den schreibe ich allerdings auch nur, weil das leckere Pizzataxi um 23 Uhr schließt und ich mich ablenken muss. So was Dekadentes ist nämlich noch so lange tabu, wie ich mit Daumen und Zeigefinger Speckröllchen am Bauch produzieren kann.

Und jetzt zum Salat.

ZEITVERSETZT

Die Männer mit dem Elektrogrill, auf dem Balkon schräg gegenüber, jubeln zeitversetzt. In ihrem Fernseher fallen die Tore fünf Sekunden später als im Rest der Siedlung.

Bin gespannt, wann der erste sie mit einem gut platzierten „Tooooooor!“ auf die Schippe nimmt.

NPD DARF DOCH DEMONSTRIEREN

Das Bundesverfassungsgericht hat die morgige NPD-Demo in Gelsenkirchen erlaubt, berichtet Spiegel online. Das Gericht gab heute einem Eilantrag der NPD gegen ein Verbot der Gelsenkirchener Polizei statt. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte das Verbot für rechtmäßig gehalten. Zuvor hatte das untergeordnete Verwaltungsgericht Gelsenkirchen die Demonstration gestattet.

AKKURAT GEFALTET

Das hat man davon, wenn man einem Assessor seine Robe leiht: Man kriegt sie akkurat gefaltet zurück.

So was ist dem Teil noch nie widerfahren.