Samstag, sehr früh morgens, 10 Grad unter Null.
Nach durchfeierter Nacht möchte ich nur noch in mein Bett. Da ortsunkundig, muss ich den Weg suchen. Muss drei- bis viermal bremsen, um ein Straßenschild zu lesen und dann – als ich merke, dass ich in die falsche Richtung fahre – sogar einmal wenden, natürlich nicht verbotswidrig. Kurz nach dem Wendemanöver leuchtet im Rückspiegel „ Stopp Polizei“ auf.
„Allgemeine Verkehrskontrolle. Sind sie mit einem Alkoholtest einverstanden?“ Bin ich natürlich, alles im Leben macht man das erste Mal. Der Beamte bittet mich auszusteigen und lässt mich ein wenig vor sich herlaufen. Nachdem er sich überzeugen konnte, dass ich nicht schwanke, weist er mich an, das Mundstück auf das Gerät zu stecken. Mit zitternden Händen setze ich das Ding zusammen und kann dann endlich pusten. Ziemlich entspannt, weil nichts getrunken. Richtig, das Gerät zeigt 0,0 an.
Umso erstaunter vernehme ich: “ Wir möchten trotzdem eine Blutprobe!“ Wie jetzt? „Drogen oder Medikamente!“ Hä? Der Beamte zeigt wortlos auf meine zitternden Hände. Mit klappernden Zähnen versuche ich ihm klar zu machen, dass ich zittere, weil es minus 10 Grad ist, weil ich seit einer Viertelstunde leicht bekleidet ohne Mantel und Jacke auf einer zugigen Straße stehe. Und überhaupt noch nie im Leben Drogen.
„Ich möchte jetzt meinen Kollegen anrufen, der macht Strafrecht.“ Da blickt er auf, nimmt meine Papiere und steigt in den Streifenwagen, spricht über Funk. Nach ein paar Minuten weiteren Frierens wünscht er mir dann mit einem äußerst netten Lächeln eine gute und sichere Heimfahrt. „Und fahren sie bitte vorsichtig, es ist ja bitterkalt heute Nacht, da kann es auch mal glatt sein“. Genau, und man kann schon mal frieren… Annette Mertens
Quelle: wulkan (www.wulkan-comic.de)