SCHARF

Zoff im Reiterverein scheint ja nicht gerade selten zu sein. Ich gerade den Streit eines Ex-Mausi-Schatzi-Pärchens um ein edles Dressurpferd hinter mich gelassen, da nutzte Mausi (ist nicht böse gemeint) die Chance, mich einer Reitschwester zu empfehlen.

Die hatte von ihrem Reitstall die Kündigung gekriegt. Triumphierend legte sie mir eine siebenseitige Stellungnahme zu den angeblichen Kündigungsgründen auf den Tisch. „Das ist eine Intrige, ich kann alles wiederlegen.“ Erwartungsgemäß ging es um nicht richtig geschlossene Weidetore, verschwundenes Futter, einen Versace-Mantel, üble Nachrede und andere Petitessen. „Ich freue mich richtig auf den Prozess.“

Leider musste ich ihre hochfliegende Erwartung dämpfen, den ungeliebten Vermieter mit anwaltlicher Hilfe zu demütigen. Denn einen Prozess wird es nicht geben. Und wenn, dann wird die Dame ihn verlieren. Sie ging nämlich davon aus, dass sie die Kündigungsgründe entkräften muss. Ein Vermieter braucht aber nur Gründe, wenn er Wohnraum an den Mann bringt, und zwar solchen für Menschen.

Alle anderen Mietverträge können gekündigt werden. Einfach so. Innerhalb der vertraglichen oder gesetzlichen Frist. Im Einstellvertrag war ein Monat vereinbart. „Da ist nichts zu machen“, erklärte ich. „Klar, wir können uns auf Räumung verklagen lassen und den Reitstallbesitzer beschimpfen. Das verzögert die Sache aber nur. Und kostet auch noch Geld.“

Mausis Freundin wollte es einfach nicht glauben. Sie wurde sogar böse und unterstellte mir, dass ich mich im „Pferderecht“ nicht richtig auskenne. Bloß weil ich ihr anbot, mal mit dem Reitstallbesitzer zu sprechen. Ich habe ihr geraten, eine zweite Meinung einzuholen. Ja, erklärte sie im Hinausgehen, sie suche sich jetzt einen richtig „scharfen Hengst“.

Dabei wünsche ich selbstverständlich viel Erfolg.