FRAU AM STEUER

Am frühen Nachmittag ruft mich eine Bekannte an. Sie hat in der Mittagshitze einen dicken Bums gebaut. „Rechts vor links, im Wohngebiet“, schildert sie. „Der Kerl im Cabrio kam so schnell rausgeschossen, ich konnte einfach nicht mehr bremsen.“

Der Unfallgegner war ungehalten. „Führerschein wohl in der Lotterie gewonnen“, dröhnte er. Und natürlich „Frau am Steuer.“ Das seien noch die harmloseren Beschimpfungen, erzählt meine Mandantin. „Ich war froh, als die Polizei endlich kam.“ Auch bei den Beamten zog der Unfallgegner eine schrille Show ab. „Die waren noch nicht aus ihrem Auto raus, da hat er schon verlangt, dass sie meinen Führerschein kassieren.“

„Viel Schadensersatz kriegen wir aber nicht“, warne ich. „Wenn du ihm die Vorfahrt genommen hast.“ „Die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende“, erzählt sie. „Die Beamten schauten sich die Stellung der Wagen genau an. Dann knöpfte sich der eine meinen Unfallgegner vor.“ Mit dem rechts vor links liege er schon grundsätzlich richtig, grinste der Polizist. Dann zeigte er auf ein Schild, dem bislang keiner an der Unfallstelle so richtig Beachtung schenkte:

„Aber das gilt natürlich nicht, wenn man falsch durch eine Einbahnstraße fährt.“

Entschuldigt hat sich der Blödmann übrigens nicht. Stattdessen legte er sich noch so mit den Polizisten an, dass diese jetzt auf jeden Fall eine Anzeige schreiben werden.