VERWIRRSPIEL

16 Uhr, Besprechungstermin. Die ältere Dame ist ganz aufgelöst. „Endlich“, berichtet sie, „wird meine Lebensversicherung fällig. Aber die geben mir mein Geld nicht.“

Ich gucke durch den Stapel Papier. Die Gesellschaft teilt mit, dass die Versicherung am am 1. September 2003 ausläuft. Aber nach einigen herzlichen Glückwünschen geht es los. „Wenn Sie noch nicht wissen, wie Sie die Versicherungssumme anlegen wollen, haben wir einige Ideen für Sie.“

Es folgt eine endlose Aufzählung von Aktien- und Rentenfonds und sonstigen Anlageprodukten. Alles schön amtlich gehalten und offenbar in dem Bestreben, der Kundin das Gefühl zu geben, dass sie sich für eines der Angebote entscheiden muss. Jedenfalls sind überall wunderbare Felder aufgemalt, in die man nur sein Kreuzchen machen muss, damit die Versicherungssumme dort bleibt, wo sie ist.

Ganz am Ende dann ein Feld für die „Auszahlung (ggf. des Restbetrages)“. In die zu klein geratenen Felder kann die Kundin ihre Kontonummer propfen. Damit sie aber abgeschreckt wird, ist ausgerechnet dort der fett gedruckte Hinweis platziert, dass jede Auszahlung dem Finanzamt gemeldet werden muss, welches dann „endgültig“ über die steuerliche Behandlung entscheide.

Wir haben das Formular richtig ausgefüllt. Ganz sicher schien die Mandantin aber nicht zu sein, dass sie wirklich Geld überwiesen bekommt. Ich habe ihr einen unserer Kulis mitgegeben, damit sie gleich anrufen kann, wenn es Probleme gibt.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wem ich die Rechnung schicke. Eigentlich müsste man mal versuchen, der Versicherung die Kosten aufs Auge zu drücken…