Unter Kollegen

Es gibt ja schon dreiste Menschen. Das Paar mit Kind zum Beispiel, welches gestern im Centro-Park die 10-Minuten-Warteschlange vor dem Riesenrad einfach ignorierte. Pech nur, dass sich die Barbour-Jacken ausgerechnet vor uns platzierten. Für die Barbour-Jacken.

Aus der Reihe weiter hinten kamen schließlich sogar Anfeuerungsrufe. „Gut, dass einer mal was sacht.“ Ich gebe zu, die Sache wäre fast eskaliert. Wenn ich nicht die Idee gehabt hätte, darauf hinzuweisen, dass in eine Gondel doch sechs Personen passen. „Dann fahren wir doch einfach zusammen.“

In dem Augenblick machte die Angestellte gerade die Gondel auf. Die Meckerziege, die von Vordrängeln natürlich gar nichts bemerkt hatte, war von dem Vorschlag so sprachlos, dass sie den entscheidenden Augenblick verpasste. Wir saßen längst in der Gondel, als sich ihre Schockstarre löste. „Danke, wir nehmen lieber die nächste.“

Dazu kam es jedoch wohl auch nicht mehr. Wir fuhren gerade nach oben, als zwei starke Kerle aus der Warteschlange Mut fassten und die angeknockten Gegner unter dem Beifall ihres Anhangs nach hinten beförderten.

Später fiel mir ein, woher ich den Mann kannte, der mir im Verlauf des Wortwechsels den Griff seines Regenschirms freundlich unters Kinn hielt, damit ich nicht einschlafe. Anwalt, aus Dortmund glaube ich.