Sorgen sind nicht kostenlos

Mit der schnellen Hilfe für Personen, die verhaftet wurden, ist das so eine Sache. Vor allem, wenn ich die Betreffenden nicht kenne. Das bedeutet für mich Telefonate mit Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht und Knast, wobei ich mir je nach Auskunftsfreude der Beteiligten dann ein Bild der Sachlage puzzle.

Das wirtschaftliche Risiko für die Arbeitszeit lässt sich mindern, indem ich Lebenspartnern, Ehegatten, Eltern oder Freunden des Betroffenen die klare Ansage mache, dass ohne einen Kostenvorschuss nichts läuft. Meistens ist das kein Problem. Es kommt auch schon mal vor, dass sich zwar alle unheimliche Sorgen machen. Aber dann doch wieder nicht so heftig, dass es für einen Griff in den eigenen Geldbeutel reicht. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen ich der Beteuerung, dass niemand aus Familie oder Bekanntenkreis eine relevante Summe lockermachen kann, bedenkenlos glaube.

Am Freitagnachmittag war es mal wieder soweit. Ein Uralt-Haftbefehl in einer ziemlich großen Sache aus dem Ruhrgebiet, die noch nicht verhandelt worden ist. Als ich im vierten oder fünften Telefonat erfuhr, dass der Verhaftete schon einen Pflichtverteidiger hat, buchte ich meine bisherige Arbeitszeit aufs pro-bono-Konto.

Ein Anruf beim Kollegen war allerdings noch drin. Sollte der sich um seinen Mandanten kümmern. Beim Versuch, den Kollegen zu alarmieren, gab es dann aber eine überraschende Wendung. „Kein Anschluss unter dieser Nummer“, nur noch eine etwas verwaschene Spur im Google-Cache. Einem freundlichen Mitarbeiter der Geschäftsstelle am Gericht sagte der Name was:

Es ist hier im Gerichtsbezirk kein Geheimnis, dass Herr D. derzeit selbst verhindert ist, als Anwalt zu arbeiten.

Das war unmissverständlich. Wie es derzeit aussieht, war es richtig, die Leute nicht einfach abblitzen zu lassen.