Wintersonne. Autowäsche. Die zu 95 Prozent männliche Warteschlange vor der Rheinpark-Großgarage, dem so günstig in Kanzleinähe gelegenen Sieger im WDR-Waschstraßentest April 2005, zeigte mir wenigstens, dass ich mit meinen hormonellen Impulsen nicht alleine war.

Allerdings hätte die Stimmung besser sein können. Zum Tanken muss man über die Bankstraße anfahren, zur Wäsche geht es via Schwerinstraße. In Höhe der Zapfsäulen trifft man sich jedoch aus Platzgründen. Nur kippelige Plastikstangen, im Shopping-TV auch als alberne Schwinghanteln fürs Heimtraining im Angebot, pollern den Weg zur Waschstraße ab.

Das Sakrileg ereignete sich einen Wagen vor mir.

Ein recht schmutziger Passat rollte erst munter in eine Lücke zwischen den sparsam aufgstellten Abtrennungen, dann in die Schlange der Wartenden. Das HB-Männchen vor mir gab Gas. Hupe. Und Fernlicht. Als das nichts nützte, sprang es aus seinem Auto, die schon abgeschraubte Stabantenne in der Hand. „So geht das aber nicht“, bellte es und machte sich auf zum Passat.

Aus dem schaute ein älterer Mann heraus und wusste nicht recht, wie ihm geschah. Von hinten setzte ein empörtes Hupkonzert ein. „Vielleicht kennt sich der Mann hier nicht aus“, versuchte ich das HB-Männchen zu beruhigen. Das Autokennzeichen OS ging in diese Richtung. Doch das HB-Männchen war schon auf dem Weg gaaaaanz nach vorne, um beim Autowaschanlagenbediener zu petzen.

Nach einer ganzen Weile, während der sich in der Schlange rein gar nichts tat, kehrten die Stabantenne und ihr immer noch puterrotes Herrchen zurück. Der Passatfahrer, dem ich das Dilemma erklärt hatte, war schon längst im dreckigen Auto auf dem Weg nach Osnabrück. Das HB-Männchen akzeptierte die Kapitulation mit einem auftrumpfenden Blick ins Rund. Honk if you love me. Jetzt fehlte eigentlich nur noch, dass die triumphierenden Betamännchen gemeinsam ihre Fußmatten ausklopften.

Dazu kam es aber nicht mehr, weil sich die Schlange weiter bewegte.

„Sind Sie der Typ, der sich reingedrängelt hat?“ fragte mich der Autowäscher. Vielleicht hätte ich früher dran denken sollen, dass die Petze wahrscheinlich nur vage über ein Auto vor oder hinter sich gesprochen hatte.

Ein Platzverweis ließ sich jedoch vermeiden. Ich lasse mal offen, was besser gewirkt hat. Meine salbungsvollen Worte. Oder die 2 Euro Trinkgeld.