In Moskau dauert die Verlesung eines Urteils ja schon mal zwei bis drei Wochen.
Ich kann am Ende eines langen Tages nur erschöpft verlauten lassen, dass schon knappe fünf Stunden an die Unerträglichkeitsgrenze gehen. Wie heute. Das Gericht trägt außerplanmäßig ein 380-seitiges Dokument vor. Wäre ja vielleicht ganz interessant, würde es sich nicht ausgerechnet um eine Gerichtsentscheidung von solcher Wichtigkeit handeln, dass sie sich jeder Prozessbeteiligte schon intravenös verabreicht hat.
Wenn mich mein Gefühl nicht trügte, hätte ich mein Notebook zum fünffachen Zeitwert an manchen verscherbeln können, der im Gerichtssaal nach ein klein wenig Abwechslung lechzte.
Kurz blitzte auch der Gedanke auf, ob das gesetzliche Verbot, in Ton oder Bild aus dem Gerichtssaal zu berichten, auch für akutes Langeweile-Blogging gilt.
Aber unabhängig davon gebietet es sicher der Respekt vor dem Gericht, die Publishtaste allenfalls in Verhandlungspausen zu drücken.