Der Papst will die Titanic verklagen

Die Liste jener, die sich vom Satiremagazin Titanic angepisst fühlen, ist lang. Auch gerichtliche Auseinandersetzungen hat die Titanic schon in endloser Zahl geführt. Wahrscheinlich gäbe es das Magazin schon gar nicht mehr, käme nicht alle Nase lang ein Prominenter, der seine Persönlichkeitsrechte von der Titanic mit Füßen getreten sieht. Die Auflage dürfte nämlich mit jeder juristischen Posse, die in schöner Regelmäßigkeit auch noch zu Gunsten der Titanic ausgehen, einen satten Sprung nach oben machen.

Nun drängelt sich ein absoluter A-Promi nach vorne, um der Titanic neues Leben einzuhauchen. Die Chefredaktion hätte sich wahrscheinlich am meisten über eine Fehde mit Barack Obama gefreut, aber unser Mann in Rom ist in jedem Fall auch nicht schlecht.

Man glaubt es eigentlich fast nicht, aber der Papst persönlich geht gegen das aktuelle Titelbild der Titanic vor. Über die Bonner Anwaltskanzlei Redeker ließ er der Titanic eine Unterlassungserklärung zu kommen, weil er mit einem gelblichen Fleck auf seiner Soutane nicht einverstanden ist und seine Persönlichkeitsrechte verletzt fühlt. 

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Titelbild, südlich zensiert

In einer ersten Stellungnahme weist die Redaktion der Titanic die Vorwürfe zurück. "Benedikt muss uns missverstanden haben", sagt Chefredakteur Leo Fischer. Der Titel zeige einen Papst, der nach der Aufklärung der Spitzelaffäre ("Vatileaks") feiert und im Überschwang ein Glas Limonade verschüttet hat. Laut Fischer ist es allgemein bekannt, dass der Papst ein großer Freund des Erfrischungsgetränks Fanta ist.

Angesichts dieser Aussage wird die Titanic wohl kaum dazu neigen, die Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. Sollte der Papst tatsächlich klagen, wird das zuständige Gericht mal wieder entscheiden müssen, ob die Titanic Satire macht, die wiederum Kunst ist und als solche bekanntlich alles darf.

In ähnlich religiösem Kontext hat übrigens vor Jahren schon Jürgen Klinsmann gegen die taz verloren. Das Blatt hatte den damaligen Bayerntrainer als Jesus ans Kreuz genagelt. Selbst ein bayerisches Gericht kam nicht umhin, darin eine zulässige Satire zu sehen.

Es wird spannend sein, ob der Papst unter diesen ungünstigen Auspizien tatsächlich gegen die Titanic vor Gericht zieht. Und falls ja, was ihm die Titanic dafür zahlt.

Nachtrag: Das Landgericht Hamburg hat eine einstweilige Verfügung gegen die Titanic erlassen.

Nachtrag zum Nachtrag: Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat am (Platzhalter) der Verfassungsbeschwerde der Titanic gegen die Urteile des Landgerichts Hamburg und des Oberlandesgerichts Hamburg stattgegeben.