Im Sportstudio verschenkt sich die FAZ, und auf die WELT klicke ich manchmal. In beiden Zeitungen, sogar im Feuilleton, stehen in letzter Zeit Sachen, die einer entspannten Lektüre abträglich sind. Zumindest Apolegeten der Großen Koalition, aber auch so manchem schweigenden CDU-Ministerpräsidenten, müsste eigentlich das Frühstücksbrötchen hochkommen. Oder der Lufthansa-Kaffee.
Um nur mal einen Kommentar von Konrad Adam zu zitieren:
Bisher funktionierte der Wohlfahrtsstaat deutscher Bauart nach dem Motto, mit dem naive Umweltschützer ihr Gewissen beruhigen: Der Strom kommt aus der Steckdose! Entsprechend nahmen die Sozialstaatsbürger ihre Zuwendungen in dem Glauben entgegen, das Geld komme vom Sozialamt. Eine wohltätige Illusion, denn sie verschaffte beides, ein gutes Gewissen und eine ungebrochene Anspruchsmentalität.
Wie immer sind die Finanziers des Ganzen – gewöhnliche, rechts- und gesetzestreue Steuer- und Beitragszahler – die Dummen. Damit sie das nicht ewig bleiben, sollten sie sich ein Herz fassen und es genauso machen wie die Gegenseite, die Anonymität also durchbrechen und ihre Klagen nicht länger ans System richten, sondern an Personen. Jeder von ihnen könnte und sollte jeden Arbeitslosen, jeden Rentner und jeden Studenten danach fragen, mit welchem Recht er davon ausgeht, daß er ihm den Lebensunterhalt, die Rente oder das Studium bezahlt. Das könnte etwas Licht ins Dunkel bringen.
Der Beitrag trägt den Titel: „Warum soll ich für Sie zahlen?“
Es gibt subtilere Betrachtungen, die weniger Klischees pflegen. Aber der Ton ist ruppig, und dieser Text ist nicht der einzige unverhohlene Aufruf zur Rebellion. Nur die Verzweiflung alter Männer an ihren Schreibmaschinen? Oder der Widerhall eines Sentiments, das gerade einen erheblichen Teil der Bevölkerung erfasst?
Wenn ich mir Angela Schröder und Peer Steinbrück so anschaue, war es vielleicht keine gute Idee, das Modellprojekt „Prozac ohne Rezept“ ausgerechnet in Berlin zu starten.